5 Gründe, warum 2022 ein schwieriges Aktienjahr werden könnte!

Hallo liebe Geldhamster-Gemeinde !

Wahnsinn, schon wieder ein Jahr um und schon wieder so lange nichts vom Geldhamster gehört. Ich weiß und ich gebe auch zu, dass ich den Blog ein wenig vernachlässigt habe, es war leider etwas stressig bei mir in letzter Zeit. Nichtsdestotrotz wünsche ich euch etwas verspätet noch einen guten Start in das neue Jahr, mögen all eure Ziele, die ihr euch hoffentlich gesteckt habt, in Erfüllung gehen!

Viele Newcomer an den Aktienmärkten (vielen Umfragen zufolge gab es in den letzten beiden Jahren so viele neue Privatanleger wie noch nie) werden die ersten Wochen in diesem Jahr bereits einen kleinen „Schock“ erlitten haben. Ging es in den letzten Jahren (im Prinzip bereits seit 2009) kontinuierlich mit lediglich ein paar kleinen Rücksetzern stetig bergauf, so ging es in den ersten Handelswochen des neuen Jahres bereits sehr turbulent zu. Der größte Rücksetzer in den letzten 13 Jahren war der Corona-Crash im Frühjahr 2020, hier war der Spuk jedoch dank der massiven Geldflut der Zentralbanken auch bereits nach 3 Monaten wieder vorbei. Warum das heurige Aktienjahr wohl etwas schwieriger als das letzte werden wird, bei dem man praktisch jeden Dip, also jeden Rücksetzer, kaufen konnte, werde ich euch mit 5 Überlegungen zeigen.

  1. Die ersten 5 Tage im Januar (oder auch der Monat Januar)

    „Wie die ersten 5 Tage im neuen Jahr, so verläuft das Aktienjahr.“ – dies ist eine recht einfache, jedoch sehr präzise Strategie (Trefferquote über 80% im S&P 500) um die ungefähre Richtung der Aktienmärkte im Jahresverlauf zu prognostizieren. Im Prinzip ist es ganz einfach: Man schaut sich die ersten 5 Handelstage im Jänner an, schließt der Markt am 5ten Handelstag ÜBER dem Jahresendkurs, so investiert man in den jeweiligen Index (zB S&P 500 oder DAX) oder hält ein Investment, wenn man bereits investiert ist. Schließt der Markt am 5ten Handelstag jedoch UNTER dem Jahresendkurs, so verkauft man seine Aktienposition bzw. sollte bei neuen Investitionen eher vorsichtig sein.
    Ähnliches gilt wenn man sich den ganzen Monat Jänner anschaut – auch hier kann man ganz gute Indizien erahnen, wie das Jahr verlaufen könnte.
    Interessant am heurigen Jahr ist, dass zB die amerikanischen Indizes die ersten 5 Handelstage durchgängig negativ begonnen haben, ebenso der japanische Nikkei. Die europäischen Indizes wie der DAX, FTSE 100, CAC 40 oder auch der EURO STOXX 50 konnten, wenn teilweise auch nur knapp, die ersten 5 Handelstage im Plus beenden. Ebenso der chinesische Hang Seng Index.
    Dies könnte darauf hindeuten, dass eventuell die europäischen Märkte heuer eventuell sogar etwas besser abschneiden könnten, als die amerikanischen (auch wenn sie denen meist hinterherlaufen).
    Im gesamten Monat Jänner sind jedoch alle oben genannten Indizes, außer dem Hang Seng und dem britischen FTSE 100, durchgängig negativ verlaufen.
  2. Midterm Elections – das schwächste Jahr im 4-Jahres-Wahlzyklus der USA

    2022 ist ein Zwischenwahljahr im amerikanischen Präsidentschaftszyklus. Der US-Präsident wird alle 4 Jahre gewählt, die Abgeordneten im Repräsentantenhaus jedoch alle zwei Jahre. Statistisch gesehen ist ein solches Zwischenwahljahr das Schwächste im ganzen 4-Jahreszyklus einer Präsidentschafts-Periode. Stieg der S&P 500, also der Index der 500 größten börsennotierten Unternehmen des USA, in den letzten 72 Jahren im Schnitt 7,94 % pro Jahr, so liegt die Rendite in den Zwischenwahljahren bei lediglich 3,13 %, also weniger als der Hälfte. Beim Nasdaq 100, also dem Technologieindex der USA, fällt dieser Unterschied noch krasser aus. So lag die Rendite in den letzten 36 Jahren hier bei durchschnittlich 13,89 % pro Jahr, im Zwischenwahljahr sank diese auf durchschnittlich 2,80 %. Auch der deutsche DAX wird hier leider mitgezogen, hier konnte man in den letzten 34 Jahren rund 8,15 % pro Jahr verdienen (inkl. Dividenden), in den US-Zwischenwahljahren war mit dem Index jedoch nichts zu verdienen, im Schnitt verlor man in diesen Jahren sogar 6,87 %!

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  3. Die 200-Tage-Linie wurde unterschritten

    In so gut wie allen wichtigen Indizes wurde die 200 Tage-Linie (der SMA 200) im Jänner unterschritten. Dies ist eine charttechnisch wichtige Linie, an der sich viele Marktteilnehmer längerfristig orientieren. Ist der Kurs darüber, wird weiterhin in den Markt investiert, ist der Kurs darunter, so sind die Investoren eher vorsichtig mit Investitionen und die Volatilität steigt an dieser Linie stark an. Dies zeigte sich auch bei den letzten mehrtägigen Unterschreitungen zB beim S&P 500. Hier die Ergebnisse der letzten 3 Unterschreitungen, wo der Kurs jeweils mehrere Tage unter dem SMA 200 lag:

    Am 20.08.2015 unterschritt der Kurs nachhaltig die 200-Tage-Linie, gleich darauf fiel der Kurs in den nächsten 3 Handelstagen weiter. Insgesamt verlor der Index in diesen 4 Tagen über 10 %. Anschließend erholte sich der Kurs zwar wieder bis auf 2.116 Punkte im November 2015, fiel dann aber bis Mitte Februar 2016 wieder auf ein Tief von 1.810 Punkten und verlor somit wieder fast 15 %.

    Am 11.10.2018 schloss der Kurs wieder 38 Punkte unter dem SMA 200, es ging die nächsten Tage und Wochen volatil seitwärts, ehe im Dezember ein Ausverkauf erfolgte, der Index verlor vom 03.12.-24.12. wiederum mehr als 15%.

    Ende Februar 2020 kam es zur bereits bekannten Corona-Panik. Am 27.02.2020 wurde die 200-Tage-Linie nach unten überschritten, nach ein paar volatilen Aufwärts-Abwärts-Tagen entlang dieser Linie kam es Anfang März zum Corona-Crash und der Index fiel bis Mitte März 28 % unter die 200-Tage-Linie bzw. 35 % unter das kurz zuvor erreichte Allzeithoch bei fast 3.400 Punkten.

    Nimmt man also diese Beispiele als Anhaltspunkt, könnte der S&P 500 in den nächsten Wochen also noch ohne weiteres bis in den Bereich von 3.700 – 3.800 Punkte runter gehandelt werden (-15 % seit erstmaligem Unterschreiten der 200-Tagelinie am 21.01.2022). Das wäre auch eher eine gesunde Korrektur im überhitzten Markt, denn ein Crash. Derzeit hält sich der Kurs jedoch wieder knapp über dem SMA 200. Die nächsten Tage/Wochen werden also entscheiden, wohin es hier geht. Vorsicht sei aus diesem Aspekt gesehen auf jeden Fall angebracht.
  4. Die Inflation ist gekommen um zu bleiben – nun kommen auch die Zentralbanken drauf!

    Wurde im Vorjahr noch immer wieder von FED und EZB betont, dass die Inflation nur temporärer Natur ist und die Preissteigerungen bald wieder nachlassen werden, so wird ihnen mittlerweile klar, dass dem wohl nicht so ist. Im Gegenteil, jeden Monat werden neue Rekorde gemeldet, Inflationsraten von 7 % (!) in den USA oder über 5 % in Europa gab es zuletzt in den 70er und 80er Jahren, also in Zeiten in denen die Zinsen ebenfalls teilweise noch im zweistelligen Bereich lagen. Nun sind wir aber nach wie vor im Null- bis Negativbereich und die Inflation frisst Monat für Monat mehr Geld auf. Die Lieferketten sind immer noch überall im Verzug, ein aktuelles privates Beispiel von mir, in einem Möbelhaus wurde mir erzählt dass sie auf Waren, auf die sie normalerweise 4-6 Wochen Lieferzeit haben, derzeit 17-25 Wochen warten müssen! Der Autohersteller Mercedes hat erst kürzlich einen Bestellstopp für die G-Klasse verhängt, da es mindestens bis 2024 dauern wird um die bereits eingegangenen Bestellungen zu verarbeiten. Alleine durch diese zwei Beispiele aus dem Alltag sieht man, dass die massive Teuerung nicht nur ein paar Monate anhält sondern uns meiner Meinung nach noch mindestens 2-3 Jahre begleiten wird. Vielleicht holt uns nun der massive Liquiditätsschock vom Corona-Crash doch noch ein, denn das Geld muss irgendwo hin. Daher stoppen nun sowohl FED als auch EZB die Pandemie-Programme und denken bereits laut über Zinserhöhungen nach, in Amerika wird der erste Zinsschritt bereits im März erfolgen, bis zu drei weitere Erhöhungen könnten heuer noch folgen.
  5. Wenige Aktien halten den Markt oben – gezockt wird auf Kredit und das auf Rekordniveau!
    Die Bewertungen laufen bereits seit einiger Zeit den Ergebnissen der Unternehmen davon, das heißt der Markt bewertet Unternehmen höher, als sie tatsächlich „wert“ sind. Sie müssen erst in den nächsten Jahren die Ergebnisse liefern, die der Markt erwartet, das wird sich zeigen. Wenn man sich jedoch gewisse Entwicklungen ansieht, so hat die Korrektur bereits im Vorjahr begonnen. Rechnet man nämlich Schwergewichte wie Apple, Microsoft, Google, Amazon, Tesla und Facebook aus dem Nasdaq 100 raus, so hätte dieser das Jahr 2021 schon mit einem Minus von rund 20 % beendet! Eine Handvoll Aktien hält also einen ganzen Index oben und wenn diese Schwergewichte mal zu rutschen beginnen würden, dann würde es sehr schnell bergab gehen.
    Die Zockerei auf Kredit (auf Margin) nimmt immer absurdere Ausmaße an, das Kreditvolumen an marginfinanzierten Derivaten betrug 2021 fast 2,5 mal so viel wie vor der Finanzkrise 2007/2008. Wenn hier wirklich der Markt weiter abrutschen sollte, könnte dies wie ein Brandbeschleuniger wirken, da die Zocker dann ihre finanzierten Wertpapiere mit teilweise großem Verlust verkaufen müssten.

Es gibt also einige Gründe, warum dieses Jahr für Investoren wohl eher schwierig werden könnte, jedoch ergeben sich wie immer auch Chancen um das langfristige Depot eventuell günstiger aufzustocken. Und auch kurzfristige Trader haben in einem volatileren Markt höhere Ertragschancen. Zuletzt aber noch ein weiterer Grund, warum ein Bärenmarkt in Reichweite sein könnte, es ist der selbe mit dem ich den heutigen Artikel begonnen habe.

6. Die Neuanleger an den Märkten 😉 Wie immer, wenn Goldgräberstimmung ist, wird der Zulauf immer größer, bis auch der Schwager des Cousins des Nachbarn vom Aktienmarkt spricht oder in der Bild-Zeitung davon berichtet wird. Dann wird es wirklich gefährlich, denn wenn die „unwissende“ Masse an den Markt strömt, haben die „Big Boys“ leichtes Spiel. Sie haben ihr Geld bereits gemacht und können dann still und heimlich aus dem Markt verschwinden und das „Schlachtfeld“ das sich dann aufbaut den Privatanlegern hinterlassen. Hier wird der Großteil dann wieder mit ordentlichen Verlusten „bestraft“ und will dann verständlicherweise nie wieder etwas von Wertpapieren wissen. Genau deshalb ist finanzielle Bildung so wichtig, langfristiger Geldaufbau ist mehr als nur Zockerei, man muss wissen wie die Märkte funktionieren und dass es ein ewiger Zyklus von Auf- und Abschwüngen ist. Dann kann man auch wirklich davon profitieren 🙂

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