Hallo liebe Geldhamster-Gemeinde !
Das perfekte System zum Wertpapiersparen – gibt es leider nicht 😉
So viel sei einmal gesagt, es ist wie der heilige Gral den viele beim Trading oder Investieren oft suchen – quasi die Möglichkeit in kürzester Zeit immens großen Reichtum anzuhäufen.
Leute, Firmen oder Webseiten die so etwas versprechen oder anpreisen gibt es leider zuhauf und ich habe im Buch „Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs“ auch einen sehr treffenden Begriff für solche Abzocker-Vereine gefunden: „Finanzpornographie„.
Eigentlich müsste auf solchen Webseiten ein Warnhinweis ähnlich wie auf Zigarettenpackungen stehen wie: „Diese Homepage kann ihr Vermögen gefährden!“ oder „Diese Dienstleistung fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu!“
Leider ist dies aber nicht vorgeschrieben und so verfallen immer noch täglich Hunderte oder Tausende dieser Sehnsucht, endlich schnell reich zu werden und die Abzocker machen weiterhin ihre schmutzigen Geschäfte.
Alles, was man wirklich braucht um an den Märkten erfolgreich zu sein, ist eigentlich stinklangweilig und deswegen für die meisten auch so schwer durchzuhalten. Es ist einfach das Vertrauen in die langfristige Überperformance von Aktien und am aller wichtigsten Zeit – und davon hat jeder, egal ob arm oder reich, ob man monatlich 50 oder 1000 EUR sparen kann, gleich viel, nämlich 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche und 52 Wochen im Jahr.
Ich habe im letzten Beitrag erwähnt, dass ich ab sofort für meinen Sohn vorwiegend mit ETFs, also börsengehandelten Indexfonds, sparen werde.
Für Leute, die wenig Zeit oder Lust haben, sich mit den Märkten auseinander zu setzen, gibt es sehr gute Dienstleister wie zB Ginmon, bei denen man jedoch einen geringen Teil (ca. 1% pro Jahr) seiner positiven Performance für diese Dienstleistung opfern muss. Macht man also in einem Jahr 6% Gewinn, bleiben einem im Endeffekt „nur“ 5% – dafür hat man aber keine Arbeit und kann sich anderen Dingen als der Geldanlage widmen 🙂
Ist man selbst jedoch ohnehin täglich am Börsegeschehen interessiert, kann man ein etwas aktiveres System anwenden. Dafür habe ich ein paar Märkte analysiert und mit ein wenig Statistik und Herumprobieren ausgewertet, ob man mit einem einfachen System die Performance des „klassischen monatlichen“ Sparens irgendwie verbessern kann. Durch ein wenig Tüfteln, bin ich dann tatsächlich auf eine ganz simple Regel gestoßen, mit der man das monatliche Sparen im Durchschnitt noch um ca- 1-2% pro Jahr (mal mehr, mal weniger) outperformen kann. Hört sich momentan nicht so spektakulär an, aber wenn man die große Macht des Zinseszins verstanden hat, dann ist jeder Prozentpunkt mehr auf lange Sicht im wahrsten Sinne des Wortes „Gold wert“ 🙂 Du wirst weiter unten auch noch sehen, was so „kleine“ prozentuelle Veränderungen auf lange Sicht für große Auswirkungen haben…
Um aber nun zum von mir ausgetüftelten System zu kommen – es ist eigentlich mit einem Begriff zu erklären: „Crash-Investing“.
Es beruht auf der wohl ältesten Börsenregel, die besagt:
„Billig kaufen und teuer verkaufen!“
Wobei es mir in dem Fall nur um das „Billig kaufen“ geht, da die Veranlagung ja ohnehin über viele Jahre bestehen soll. Wann kauft man also tendenziell zu günstigen Kursen?
Wenn der Markt crasht. So richtige Crashs, also dass ein Index 7%, 8% oder mehr an nur einem Handelstag verliert, gibt es allerdings extrem selten. Wie definiere ich also einen Crash für unser System, also unsere Einstiegskurse?
Ich beschreibe es kurz am Beispiel des DAX, man wartet mit einem Einstieg bis der DAX an einem Tag um 3% oder mehr gefallen ist – ich nenne diese Tage im Folgenden der Einfachheit halber „Crashtage„. Laut meiner Auswertung, welche bis ins Jahr 1998, also über 18 Jahre zurückreicht, ist dies im DAX durchschnittlich 8 Mal pro Jahr der Fall gewesen. Wobei die Betonung hierbei auf durchschnittlich liegt. Es gibt nämlich Jahre, in denen der Markt seine „übliche“ positive Jahresperformance macht und nur 1 (wie zB 2004, 2006, 2013, 2014) oder 2 (bisher 2016), manchmal sogar gar keinen solcher Crashtage (2005, 2007) hat. Und es gibt so richtige Crash-Jahre, wie zB 2008 in denen es 19 Tage gegeben hat, in denen der DAX um über 3% gefallen ist. 2009 und 2011 waren es 13 solcher Tage, den Top-Wert an „Crash-Tagen“ der letzten 18 Jahre hält jedoch das Jahr 2002, hier gab es ganze 29 (!) Tage mit über 3% Minus. Wie man sieht, gibt es hier also sehr unterschiedliche Ergebnisse, in manchen Jahren kann man nach dem System gar nicht oder nur sehr wenig kaufen, in den Crash-Jahren – und das sind die, die uns langfristig die Performance bringen – jedoch sehr viel. Man sagt, durchschnittlich crasht der Markt ca. alle sieben Jahre und dieser „Bärenmarkt“ hält dann ca. 1-2 Jahre an. Wenn man sich die letzten 16 Jahre so anschaut, kommt das ziemlich hin, der Markt hatte 2001 bis 2003 insgesamt 55 solcher Crashtage mit Verlusten von mehr als 3%. Dann folgten 4 Jahre Sonnenschein im DAX, denn von 2004 bis 2007 gab es insgesamt nur 2 solcher Tage. 2008 und 2009 waren es 32 Crashtage und seither geht es (mit Ausnahme von 2011 mit 13 Crashtagen) wieder recht ruhig her…es könnte also jederzeit so weit sein, dass wieder eine Bärenmarktphase beginnt – die könnte jedoch durch die derzeitige, in der Geschichte einmalige, Notenbankpolitik durchaus noch ein wenig hinausgezögert werden, da es derzeit fast keine Alternative zu Aktien gibt und auch große Pensionsfonds schon teilweise ihre sehr konservativen Regeln lockern, um die nötige Performance zu schaffen.
Hier noch die komplette Übersicht der Tage mit über 3% Minus seit 1998:
Wie ist aber nun der Unterschied zum „normalen“ monatlichen Wertpapier-Sparen und meiner Crash-Methode?
Ich möchte es an dem Beispiel DAX erklären. Wenn man beim DAX seit Jänner 1998 bis zum Juni 2016 jeden Monatsersten um beispielsweise
100 EUR Anteile erworben hätte, hätte man um einen Durchschnittskurs von ca. 6.535 DAX-Punkten gekauft. Insgesamt waren das seither 222 Monate, in denen man 100 EUR sparte, also 22.200 EUR. Heute steht der DAX bei ca. 10.300 Punkten, was also ein Plus von knapp 58% auf den Durchschnittskurs bedeutet. Das sind pro Jahr nur 2,56%, was für 18 Jahre Investment und für „Aktienverhältnisse“ nicht sehr spektakulär ist und doch wurden aus den 22.200 EUR Einzahlung knapp 35.000 EUR, zumal der DAX gegenüber den amerikanischen Börsen nach wie vor Aufholbedarf hat und im Gegensatz zu diesen fast 20% unter seinem Allzeithoch aus dem Vorjahr steht.
Wie sieht das Ganze aber mit der Crash-Methode aus? Hier spart man ja nicht monatlich, sondern wartet auf einen Tag im Dax mit mindestens 3% Minus. Da dies wie oben beschrieben, nicht oft vorkommt, spare ich die 100 EUR monatlich auf irgendein Sparkonto oder Ähnliches, welches täglich verfügbar ist. Zudem habe ich auf meinem Verrechnungskonto für das Depot immer einen kleinen Polster an Cash liegen um im Falle des Falles Anteile kaufen zu können. Da ich ausgewertet habe, dass im DAX über 18 Jahre hinweg ca. 8 Crashtage pro Jahr vorkommen, was ca. alle 1,5 Monate entspricht, kaufe ich nicht um 100 EUR sondern um 150 EUR – also den 1,5fachen von mir festgelegten Sparbetrag. Ergibt sich so eine Gelegenheit, fülle ich das Verrechnungskonto dann vom Sparkonto wieder auf (es empfiehlt sich also, bereits einen kleinen Polster zur Verfügung zu haben um jederzeit bei einem oder mehreren Crash-Tagen zuschlagen zu können).
Soviel zu meiner Vorgangsweise – nun zu den Ergebnissen der „Crash-Methode“:
Ich komme, wie oben schon beschrieben, auf 145 Käufe (was, vergleicht man es mit der „Monats-Methode“, bei der 222 Käufe gemacht werden, auch Transaktionskosten spart, sofern bei einem Wertpapiersparplan wie er oben dargestellt wird, welche anfallen), welche ich zu einem Durchschnittskurs von 4.957 DAX-Punkten gekauft hätte. Dies bedeutet auf den jetzigen DAX-Kurs von 10.300 gerechnet ein Plus von fast 108% und somit um ganze 50% mehr als bei der Monats-Sparmethode! Die jährliche Rendite erhöht sich dadurch auf 4,15%, was schon eher dem „Aktien-Standard“ von ca. 6% p.a. näher kommt. Und man sieht hier wieder die unendliche Macht des Zinseszins, durch eine bloße Erhöhung der Rendite von knapp 1,6% pro Jahr (=4,15% minus 2,56%), hat man in 18 Jahren mit dieser Methode fast das doppelte Plus an Performance eingefahren!
Man sieht, beim DAX zahlt sich diese Methode auf jeden Fall aus und ist für aktive Anleger eine durchaus brauchbare Alternative. Aber auch die Monats-Sparer können auf solche Crashtage warten und dann vielleicht zusätzlich die bestehenden Positionen noch ein wenig verbilligen. Wie und ob das Ganze auch auf anderen Märkten wie den amerikanischen, asiatischen usw. funktioniert, werde ich demnächst beleuchten.
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