Hallo liebe Geldhamster-Gemeinde !
Früher oder später macht sich wohl jeder über seinen Ruhestand Gedanken und dass sich viele junge Leute sorgen, einmal kein oder nur sehr wenig Geld vom staatlichen Pensionstopf zu bekommen ist wohl mehr als legitim. Es kann sich einfach rein rechnerisch gar nicht ausgehen, dass man bei immer steigender Lebenserwartung bei gleichzeitigen Geburtsrückgängen die selbe Leistung erhält wie ein heutiger Pensionist. Wir haben in Österreich ein Umlageverfahren zur Finanzierung der Altersvorsorge, das bedeutet, dass die Steuern die wir als arbeitende Menschen heute zahlen, gleichzeitig die Pensionen unserer Eltern, Großeltern, Urgroßeltern usw., alle die sich eben momentan schon im Ruhestand befinden, finanzieren. Und später sollen einmal die heutigen Kinder unsere Pension finanzieren, mit dem Unterschied, dass diese in der Anzahl der Arbeitenden weit weniger sein werden als wir heutzutage und wir gleichzeitig aber (hoffentlich) noch älter als unsere Eltern, Großeltern usw. werden. Also müssen mehr Pensionsjahre durch weniger Menschen finanziert werden. Irgendwie logisch, dass die Rechnung nicht aufgehen kann…(hier ein schönes rechnerisches Beispiel, wer sich nicht das ganze Video ansehen möchte, so richtig interessant wird es ca. ab Minute 32: https://www.youtube.com/watch?v=VpqlKu8yo2o)
Auch die Plattform Agenda Austria hat eine sehr schöne Grafik über die Entwicklung unserer Gesellschaft auf ihrer Homepage (Quelle: https://www.agenda-austria.at/hoehere-lebenserwartung-pensionszeit-hat-sich-seit-1971-fast-verdreifacht/) :
Es bleiben uns also 5 Möglichkeiten wie wir das Problem lösen können:
- Wir arbeiten länger und haben dafür weniger „Restlebenszeit“ im Ruhestand (so wie die Menschen früher eben).
- Wir bekommen schnell noch jeder 3-4 Kinder die uns dann „versorgen“ werden.
- Wir migrieren junge Menschen die uns dann „versorgen“ werden.
- Wir verzichten auf einen gewissen Lebensstandard und leben in der Pension mehr oder weniger am Existenzminimum.
- Wir sorgen selbst für unseren Ruhestand vor.
Diese fünfte Möglichkeit und wann man am besten damit anfängt möchte ich nun klären. Jeder kenn die oben beschriebenen Probleme, jedoch wirklich über einen angemessenen Lebensstandard auch im Ruhestand machen sich die Wenigsten Gedanken, da diese Lebensphase für 20 oder 30-jährige einfach noch viel zu weit weg ist und man ja das Leben genießen möchte, solange man jung ist. Viele fangen erst mit 40 oder noch später an, sich um eine private Pensionsvorsorge zu kümmern oder manche vertrauen eben auf das staatliche System…
Wie schon in manchen Artikeln erwähnt, halte ich persönlich recht wenig von „fertigen“ Pensionsvorsorgeprodukten oder diesbezüglichen Versicherungsmodellen. Klar, ein Vorteil ist, dass man sich um nichts kümmern muss, das macht alles die Bank oder Versicherung für Einen. Jedoch sind es auch diese Institutionen, die am meisten an deiner Pensionsvorsorge verdienen, für dich selbst schaut nicht viel mehr raus als ein eventueller Garantiezins wie diverse Tests und Studien zeigen (zb hier: http://helpv2.orf.at/stories/1694982/index.html) Man könnte das Geld also genauso gut am Sparbuch liegen lassen oder konservative Wertpapiere kaufen, da würde die Rendite wahrscheinlich im Endeffekt sogar besser ausfallen. Am effizientesten und in der Vergangenheit am renditestärksten kann man für einen langen Zeitrahmen jedoch mit Aktien(fonds) vorsorgen und hier sind aufgrund der günstigen laufenden Kosten ETF’s, das sind börsengehandelte Aktienfonds, die 1:1 einen bestimmten Index abbilden, geeignet. Auch hier kann man sich einen monatlichen Sparplan einrichten, also jeden Monat einen gewissen Anteil an einem ETF kaufen und so, ähnlich wie bei einem Pensionsvorsorgeprodukt, einen fixen Betrag zB 100 EUR monatlich sparen. Ist der Kurs höher, bekommt man eine geringere Stückzahl um 100 EUR, ist der Kurs niedriger, einen entsprechend höheren Anteil des ETF’s. Sparpläne für ETF’s sind aber meines Wissens in Österreich bisher nur beim Broker Flatex möglich (bitte mich zu korrigieren, falls das nicht stimmt), dort ist jedoch auch keine Depotgebühr fällig und es gibt viele ETF’s die ebenfalls kostenfrei gehandelt werden können. Insgesamt also eine recht gute Wahl. Dort könnte man zum Beispiel einen solchen Sparplan auf den MSCI World (der Index beinhaltet über 1.600 Aktien aus 23 Ländern, somit also gleich gut gestreut) machen. Dieser Index bildet die wichtigsten Aktien der ganzen Welt ab, besteht seit 1969 und hat seit Beginn eine Performance von über 1.600% abgeliefert, was also eine durchschnittliche Jahresrendite von ca. 6,3% p.a. über 47 Jahre bedeutet. Man muss sich also auch hier nicht mit der Aktienauswahl beschäftigen, sondern lässt einfach den Index über einen ETF nachbilden und kann so ganz bequem mit einem monatlichen Fixbetrag an der überdurchschnittlichen Rendite am Kapitalmarkt profitieren. Wichtig hierbei ist nur, dass man im Falle eines Kurssturzes, wie er alle paar Jahre vorkommt (das sind ganz normale Wirtschaftszyklen) nicht die Nerven verliert, sondern das Ganze als zusätzliche Chance sieht und ähnlich wie im Abverkauf im Kaufhaus sich vielleicht sogar noch zusätzlich ein paar Schnäppchen sichert, also Positionen außertourlich zuzukaufen und sich so seine Pension noch etwas aufbessert 🙂
Wie einleitend schon erwähnt, ist es aber wichtig so früh wie möglich mit der Pensionsvorsorge zu beginnen, denn was es für einen Unterschied macht, wenn man zu spät damit anfängt zeige ich dir in den folgenden Grafiken:
Nehmen wir an wir haben ein Pensionsantrittsalter von 65 Jahren (so wie es auch derzeit in Österreich für Männer der Fall „sein sollte“, das tatsächliche Pensionsantrittsalter ist, wie wir ja wissen, noch deutlich darunter).
Die drei Freunde Hans (25 Jahre), Anna (25 Jahre) und Tom (35 Jahre) beginnen für die Pension zu sparen. Jeder der drei möchte 100 EUR monatlich auf die Seite legen, Hans und Anna müssen 40 Jahre lang sparen, Tom hat nur mehr 30 Jahre bis zu seinem Pensionsantritt. Wenn jetzt alle drei so schlau sind und einen simplen ETF-Sparplan eröffnen (zB wie oben beschrieben auf den MSCI World), können sie mit ca. 6% Verzinsung pro Jahr rechnen. Was dabei rauskommt siehst du hier:
Tom hat in den 30 Jahren insgesamt 36.000 EUR einbezahlt und bekommt bei Pensionsantritt über 100.000 EUR ausbezahlt. Nicht schlecht denkt man da erst einmal. Wenn man sich dann jedoch die Performance von Hans und Anna anschaut sieht das Ganze noch besser aus: sie bekommen, obwohl sie nur 10 Jahre länger gespart haben, fast das Doppelte von Tom heraus! Und das, obwohl sie nur 12.000 EUR mehr einbezahlt haben, also insgesamt 48.000 EUR. Das ist die große Macht des Zinseszins.
Nun möchte ich Dir aber noch etwas zeigen, das dich wahrscheinlich erstaunen wird. Sagen wir Anna hat mit 20 Jahren schon begonnen zu sparen, mit 30 Jahren beginnt jedoch für sie ein neuer Lebensabschnitt:
Anna wird Mutter 🙂
Sie hat die 10 Jahre lang brav ihre 100 EUR gespart, nun ist sie aber in Karenz und benötigt natürlich jeden Cent, somit kann sie die 100 EUR nicht mehr weitersparen. Sie lässt die Fondsanteile jedoch weiterhin bis zu ihrem Pensionsantritt, also 35 Jahre lang liegen. Was schätzt du ist dann aus ihren bis dahin einbezahlten 12.000 EUR geworden? Hier die Antwort:
Na was sagst du jetzt? Mit 10 Jahre einzahlen und dann 35 Jahre liegen lassen, hat sie bei Pensionsantritt um fast 30% mehr als Tom der 30 Jahre lang einbezahlt hat!
Und genau deshalb ist es wichtig, so früh wie möglich mit der Finanzplanung zu beginnen, denn die Zeit und der damit verbundene Zinseszins sind die größten Ertragsbringer 🙂
„Es ist besser, einen Tag im Monat über sein Geld nachzudenken, als einen ganzen Monat dafür zu arbeiten.“
John Davison Rockefeller
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Bleibt also dran am Weg zu mehr Vermögen und weniger Schulden!
Hallo! Bei deinen Berechnungen wurde die KESt. nicht berücksichtigt, jedoch schmälert diese meinen Gewinn wieder um 27,5%! Die Frage ist, handelt es sich dann immer noch um eine günstige Anlageform, immerhin zahlt man dem Staat ein Viertel der Gewinne….
Hallo Jenny!
Danke für deinen Kommentar!
Das stimmt natürlich, allerdings kommt man um die Steuern leider nicht herum, egal ob bei Wertpapieren die 27,5 % KESt, bei Immobilien-Investments die 30 % Immo-ESt oder sogar bei simplen Spareinlagen, welche ohnehin nichts mehr abwerfen werden dir von den 0,… % noch 25 % KESt abgezogen. Dann habe ich doch lieber eine Veranlagung mit brutto 6 % Rendite und zahle dort 27,5 % KESt als ich bekomme 0,5 % (im günstigsten Fall) und zahle davon nochmal 25 %. Wobei ich ohnehin für eine Wiedereinführung der Spekulationsfrist bin, also man nach einer Haltedauer von zB 5 oder 10 Jahren bei Wertpapieren keine oder nur einen sehr geringen Steuersatz zahlen sollte – eben einen ECHTEN Anreiz zur Pensionsvorsorge schaffen. Aber das ist wieder ein politisches Thema…Fakt ist, auszahlen tut es sich – gerade in Niedrigzinszeiten wie momentan – auf jeden Fall!