Meine Immo-Fuckup-Story

Hallo liebe Geldhamster-Gemeinde !

Gleich vorweg, dies ist glaube ich mein bisher längster Blogbeitrag und ich verstehe natürlich, dass ihn nicht jeder bis zum Ende lesen wird. Wenn du jedoch daran interessiert bist, in Immobilien zu investieren, dann würde ich dir diesen Beitrag auf jeden Fall ans Herz legen, denn ich versuche alles so transparent wie möglich offenzulegen, damit du siehst, was einen da alles erwarten kann und damit DU meine Fehler bei deinen Investments vielleicht vermeiden kannst 🙂

Wenn du am Thema Immobilieninvestments interessiert bist, kann ich dir für den Einstieg die Bücher von Thomas Knedel empfehlen, der die wohl größte Immobilien-Community im deutschsprachigen Raum, Immopreneur, betreibt:

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Nun aber zu meiner Story:

Bereits im Vorjahr habe ich euch ja mitgeteilt, dass ich meine erste Immobilie erworben habe. Diese habe ich gemeinsam mit einem Partner erworben und nun konnten wir sie, dank Corona und einigen anderen Umständen, mit einigen Monaten Verspätung auch endlich verkaufen. Aber mehr dazu im weiteren Verlauf…

Wir haben Anfang Juli 2019 eine Wohnung im Raum Baden/Wr. Neustadt gekauft, welche ein Erbstück einer knapp 30-jährigen Wienerin war, die damit nichts anzufangen wusste. Gefunden haben wir sie ganz klassisch über ein Inserat bei Immoscout24. Die Wohnung ist knapp 64 m² groß, zwei Zimmer (wobei das Schlafzimmer mit 21m² wirklich recht groß ausfällt), und jeweils Küche sowie Bad und WC extra. Außerdem eine schöne Loggia mit etwas mehr als 5 m². Das Haus wurde Anfang der 60er Jahre errichtet und seither eigentlich so gut wie nie saniert, also es hat noch keine Außendämmung, ein altes Eternit-Dach (welches zwar noch dicht ist, jedoch sicher irgendwann erneuert werden muss) usw.
Das alles hat uns aber nicht wirklich abgeschreckt, denn die Bausubstanz war gut, die Kellerwände trocken, für einen potenziellen Mieter unserer Meinung nach also durchaus in Ordnung.

Dem Alter des Hauses entsprechend war auch der Zustand der Wohnung, also alt, jedoch von der Raumaufteilung durchaus nicht schlecht, weshalb wir hier Potenzial gesehen haben. Doch wir wussten noch nicht, was uns hier alles erwartet…

Hier mal ein paar Bilder der Wohnung, wie sie bei meiner ersten Besichtigung ausgesehen hat:

Die Wohnung war um 69.000 EUR inseriert, ich habe das Inserat gesehen und da ich wusste, dass solche „Schnäppchen“ normalerweise sehr schnell weg sein werden, habe ich rasch kalkuliert, was wir hier alles zu tun hätten um die Wohnung für einen Mieter/Anleger optisch attraktiv zu machen. Denn unser vorrangiges Ziel war, die Wohnung nach der Sanierung gleich (an Anleger) weiter zu verkaufen. Die zweite Option wäre eben die eigene Vermietung gewesen, wichtig war uns jedoch einmal Erfahrungen zu sammeln, ob denn so ein Projekt überhaupt etwas für uns ist.

Ich ließ mir also vom Makler gleich alle notwendigen Unterlagen zukommen, also Grundbuchsauszug, Betriebskostenabrechnung, Energieausweis, Grundrissplan, Protokolle der Eigentümerversammlungen (welche ich leider nicht gleich bekommen habe, sonst hätte ich es mir vielleicht auch anders überlegt…) , Rücklagenfonds usw.
Nach meinen Kalkulationen und den vorliegenden Unterlagen habe ich also relativ rasch ein bzw. zwei Angebote abgegeben, welche aber weit unter dem Inseratspreis lagen und wir eigentlich damit gerechnet hätten, dass wahrscheinlich schon jemand anderer ein höheres Angebot abgegeben hat. Aber da es das erste mal war, dass ich ein Kaufanbot für eine Immobilie abgegeben habe, wollte ich auf Nummer sicher gehen und uns finanziell einen gewissen Puffer einbauen, was sich im Nachhinein auch als sehr richtig erwiesen hat.
Unser Angebot lautete:
57.000 EUR so wie die Wohnung ist (also hätte die Verkäuferin keine Arbeit mit entrümpeln usw. gehabt) Mein Hintergedanke hier war, dass die Erbin ohnehin nichts mehr mit der Wohnung zu tun haben wollte und wir zwar dann mehr Arbeit gehabt hätten, jedoch auch einige Dinge wie zB die Waschmaschine auf Willhaben noch zu Geld machen hätten können.
oder
59.000 EUR – jedoch muss die Wohnung dann bereits komplett leer sein, also komplett entrümpelt, Teppichboden raus, nur Küche und Badezimmer sollten drin bleiben, da wir noch nicht genau wussten ob die Küche auch erneuert gehört.

Die Verkäuferin hat dann tatsächlich unser Angebot angenommen und sich für die Variante 2 entschieden. Ein Notartermin wurde ausgemacht und bereits zwei Wochen später konnten wir die Wohnungsübergabe machen und detaillierte Planungen anstellen, was denn alles gemacht gehört.

So sah die Wohnung übrigens nach der Entrümpelung aus:

Die Küche war nach genauerer Betrachtung auch nicht mehr zu gebrauchen, weshalb wir uns auch hier entschieden, einen neuen Küchenblock reinzustellen. Heizung war auch keine vorhanden (der Vorbesitzer heizte mit alten Ölradiatoren), hier war eine moderne Infrarot-Heizung angedacht. Doch mit den leeren Räumen kam gleich das erste Problem zum Vorschein – es fehlten die Steckdosen. In jedem Raum waren maximal 2-3 Steckdosen, im Wohnzimmer gar nur eine (!). Was bedeutete, dass nicht nur Infrarotheizungen installiert, sondern eigentlich die ganze Elektrik modernisiert werden musste. Außerdem waren die Wände nicht nur Putz, den wir einfach frisch weiß ausgemalt hätten, sondern tatsächlich in jedem Raum mit bis zu drei (!) Lagen Tapeten versehen, was natürlich einen Mordsaufwand bedeutete. Zudem waren auch an der Decke überall leichte Risse, was bedeutete, dass wir nicht nur einen Elektriker, sondern auch einen Maler brauchten weil hier der Zeitaufwand in Eigenregie wirklich zu groß gewesen wäre, unser Plan war nämlich, dass wir die Wohnung in 2-3 Monaten komplett renovieren und dann gleich wieder verkaufen. Zu guter Letzt mussten noch die Türen getauscht werden, da auch diese, wie man auf den Fotos sieht, nicht mehr dem heutigen Stand entsprachen.

Hier also unsere ursprüngliche To-do-List:
– Elektrik neu
– Küchenblock neu
– Ausbesserungs- und Malerarbeiten
– Laminatboden verlegen
– Türen neu

Außerdem wurden noch die Fenster getauscht, was jedoch von der Hausverwaltung übernommen wurde und uns somit zumindest keine Kosten verursacht hat.

Wir machten uns also auf die Suche nach Handwerkern, welche die Elektrik samt Heizung installieren sowie die Malerarbeiten durchführen konnten. Da wir (zumindest dort in der Gegend) niemanden kannten, holten wir Angebote über die Plattform www.myhammer.at ein und führten einige Besichtigungen durch.

Nachdem wir uns nach einigen Angeboten entschieden hatten, konnte der Elektriker dann mit etwas Verzögerung Anfang August starten. Verzögerung unter anderem auch deshalb, weil uns ein (anderer) Elektriker auf eine gute Idee gebracht hat, nämlich dass wir im Vorraum die Decke ein wenig herabhängen und Spots einbauen. Das hatte zudem den Vorteil, dass der Elektriker die Kabel gleich in der Decke „verstecken“ konnte und somit weniger Stemmarbeiten hatte. Die Vorarbeit dazu mussten wir natürlich in Selbstarbeit leisten.

So wurde bis Mitte August die Elektrik komplett erneuert, wobei wir hier im Zuge der Begehung mit den Elektrikern noch auf ein anderes Problem drauf gekommen sind…es gibt in dem Haus keinen Starkstrom (380 Volt), was vor allem in der Küche zu Problemen führen könnte, wenn man jetzt zum Beispiel auf drei Herdplatten auf einmal kochen möchte. Dies meldeten wir der Hausverwaltung, welche uns zusagte, dass sie sich das anschauen würden. Nach mehreren Nachfragen in den kommenden Wochen wurden wir hier immer wieder vertröstet:
– der Hauselektriker schaut sich das an
– es werden Angebote eingeholt
– da müssen dann alle Häuser (in der Anlage gibt es insgesamt 5 oder 6 Häuser) nachgerüstet werden, das geht sich mit der Rücklage nicht aus usw.

Das kostete wirklich Nerven, vor allem weil wir der Meinung waren, dass dies unbedingt notwendig und heutiger Standard sein sollte…
Fazit: Bis heute ist kein Starkstrom vorhanden und der Ofen hängt nun eben nur auf 230 Volt – alle anderen Wohnungen funktionieren ja auch.

Doch das war noch nicht der einzige (erfolglose) Kontakt mit der Hausverwaltung, aber später dazu mehr…

Mitte August übernahm dann der Maler, dieser wirkte bei der Besichtigung wirklich sehr kompetent und schlug uns auch vor, dass er gegen einen geringen Aufpreis auch gleich die Türen neu streichen könnte, was uns natürlich freute, da wir uns hier zumindest den Tausch der Türen und so ein wenig Arbeitsaufwand ersparten. Wir tauschten dann eben nur die Türbeschläge. Am Anfang sah auch alles ganz gut aus, die Maler verspachtelten die Risse, lösten die drei Schichten Tapeten runter, jedoch sah man, dass von der Partie eigentlich nur einer wirklich arbeitete…die anderen Zwei waren eher von der gemütlichen Sorte Arbeiter.
Während die Maler arbeiteten, begannen mein Kollege und ich mit dem Aufbau des Küchenblocks. Dieser war gottseidank halbwegs einfach und es passte auch so ziemlich alles, einzig der Abfluss in der Wand musste aufgrund des Herds ein wenig versetzt werden.

Doch auch der anfangs so seriös wirkende Maler sollte sich leider als Flop herausstellen…leider war der Chef selbst eigentlich nie zugegen, seine Arbeiter waren dann entweder auf anderen Baustellen beschäftigt oder wenn sie bei unserer Baustelle waren, anscheinend wenig motiviert. Leider konnten wir auch nicht immer vor Ort sein und schließlich wurde an allen Ecken und Enden geschlampt. Wände teilweise nur halbherzig bemalt, diverse Schalter/Steckdosen einfach übermalt (anstatt wie üblich abmontiert), die Glasscheibe einer Tür beschädigt, ebenso eine Fliese in der Küche, auf den Fliesen Farbspritzer usw. Und zu allem Überfluss wurde auch teilweise Werkzeug und Material von uns einfach von den Malern bei der Räumung der Baustelle mitgenommen. Ein Termin mit dem Chef um ihm diese ganzen Schlampereien persönlich zu zeigen kam dann leider auch nicht mehr zustande, zuerst war er ewig nicht erreichbar, bei zwei ausgemachten Terminen erschien er einfach nicht und schlussendlich hatte er eine Knie-OP aufgrund derer er dann in Invalidenpension ging und ihm somit dann ohnehin alles egal war…wir wurden also mit einer halbfertig ausgemalten Wohnung zurückgelassen und konnten diese Fehler nur notdürftig, so gut es eben ging, selbst ausbessern, was dann natürlich auch ein ordentlicher Aufwand war. Die ständige Hinhalterei hat natürlich auch genügend Zeit und Nerven gekostet.

Den Boden haben wir dann selbst verlegt, ein paar Badezimmermöbel hineingestellt, das WC haben wir auch getauscht und nach einer gründlichen Reinigung war es dann Mitte Oktober endlich so weit und wir waren so weit fertig, dass wir in die Vermarktung gehen konnten.

So sah die Wohnung nach der Sanierung aus:

Unser Zielpreis waren mindestens 85.000 EUR, also rund 1.330 EUR pro Quadratmeter, was uns trotz des sanierungsbedürftigen Zustand des Hauses für die Lage (5 Autominuten nach Wr. Neustadt, 45 Bahnminuten nach Wien Hauptbahnhof) durchaus realistisch erschien, da wir der Meinung waren, dass einem potenziellen Mieter das Haus relativ egal ist, solange die Wohnung schön ist und deshalb Investoren hier trotzdem eine schöne Mietrendite generieren könnten. Wir haben die Wohnung also um 90.000 EUR inseriert um noch ein wenig Verhandlungsspielraum zu haben. Investiert hatten wir bis dahin schon gut 76.000 EUR, also doch um rund 4.000 EUR mehr als ursprünglich kalkuliert. Grund dafür war natürlich hauptsächlich die nicht geplante Kompletterneuerung der Elektrik aber auch der Maler, da wir ja ursprünglich nur selbst ausmalen wollten.

Die Nachfrage für unser Inserat war am Anfang eher mau, die meisten Anrufer waren Makler, welche die Wohnung in ihr Angebot aufnehmen wollten, was wir anfangs jedoch ablehnten, da wir den Verkauf einmal selbst und ohne eine etwaige Maklerprovision versuchen wollten.
Erst nach rund 2-3 Wochen mehrten sich auch die Anrufe von privaten Interessenten und nach einem Angebot per Handschlag Ende November, wo der Käufer dann doch keine Handschlagsqualität bewies, da er kurz darauf den Preis nochmal ordentlich drücken wollte, bekamen wir Anfang Dezember dann doch ein Angebot genau zu unserem Mindestpreis von 85.000 EUR. Das Problem bei diesem potenziellen Käufer war jedoch, dass dieser offensichtlich die Finanzierung nicht bewilligt bekam. Er redete sich immer aus, dass seine Beraterin von der Wüstenrot noch mehrere Angebote einhole, das zog sich über die Weihnachtsfeiertage hin bis in den Jänner hinein, Antworten kamen wenn, dann nur sporadisch und halbherzig, weshalb wir uns Anfang Februar dann endgültig dazu entschieden, die Wohnung nochmal neu auszuschreiben.
Das Hauptproblem hierbei war, dass wir in der Zwischenzeit vielen anderen Interessenten abgesagt haben, in dem Glauben, dass uns dieser Käufer, welcher ein verbindliches schriftliches Kaufanbot abgegeben hat, nicht mehr abspringen wird. Doch einen langwierigen Rechtsstreit (theoretisch hätten wir ja aufgrund der Verbindlichkeit des Angebots auf die Durchführung bestehen können) wollten wir weder uns noch dem Käufer antun, somit einigten wir uns auf eine Zahlung von 400 EUR um zumindest einen Teil der Betriebskosten, welche monatlich auch beachtliche 265 EUR ausmachten, bezahlt zu wissen.

Somit ging es eben Anfang Februar, nach über 3,5 Monaten, nochmal zurück zum Start. Die Wohnung wurde neu inseriert, diesmal holten wir uns zusätzlich auch einen Makler an Bord um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, denn jeder Monat kostete uns, wie oben erwähnt 265 EUR und die Fahrerei für die (meist erfolglosen) Besichtigungen (rund 50 Minuten eine Strecke) war auf Dauer auch mühsam.

Und dann kam Corona….

Die neue Ausschreibung begann ähnlich wie im Oktober, anfangs außer Maklern nur spärliche Anfragen, als diese dann Anfang März wieder stiegen, kam Mitte März der Corona-Lockdown und bis Ende April waren Besichtigungen so gut wie unmöglich. Im Mai begann es dann auch wieder sehr zaghaft und erst im Juni zeigte sich dann reges Interesse wobei hier konkrete Angebote meist auch ausblieben.

Die drei Hauptkritikpunkte der Interessenten waren:
– Infrarotheizung – ist ja trotzdem Stromheizung, Angst vor hohen Kosten
– das Haus als „Gesamterscheinung“ – ist eben in den nächsten Jahren irgendwann sicher sanierungsbedürftig, was aber, ebenso wie die Heizung auch im Inserat gestanden ist
– die hohen Betriebskosten – 265 EUR sind jetzt nicht gerade wenig, wobei hier 185 EUR tatsächliche Betriebskosten sind, der Rest ist die Rücklage für den Instandhaltungsfonds

Bevor wir nun zum Abschluss kommen, noch eine Zusammenfassung unserer Abenteuer mit der Hausverwaltung. Zwischendurch hatte ich dort nämlich noch einige Anliegen deponiert.

Uns ist zB in der Winterzeit aufgefallen, dass auf dem Parkplatz vor dem Haus bis auf ein kleines Licht beim Eingangstor des Hauses völlige Dunkelheit herrschte. Es stand zwar auf der Zufahrtsstraße vis-a-vis des Hauses eine Straßenlaterne, welche jedoch nicht funktionierte. Bei der Gemeinde nachgefragt, ob man diese reparieren könne, verwies man uns an eine Privatperson, da die Straße eine Privatstraße sei. Die Privatperson haben wir dann auch kontaktiert, diese zeigte jedoch kein Interesse an einer Instandsetzung, im Gegenteil wurde uns sogar mitgeteilt, dass die Beleuchtung quasi ohne deren Einverständnis installiert wurde…
Nach neuerlicher Nachfrage bei der Hausverwaltung, ob man dann nicht am Parkplatz selbst zumindest eine Solarlaterne oder ähnliches hinstellen könne, wurden wir wieder mit den Worten „werden wir uns anschauen“ vertröstet. Besichtigungen haben wir dann, um Interessenten nicht noch zusätzlich abzuschrecken, nur mehr bei Tageslicht durchgeführt…

Ein weiteres Problem, welches wir deponierten, war der Müll, der sich oft neben den Mistkübeln stapelte und ein sehr ungepflegtes Bild vermittelte, obwohl die Müllgebühr mit 480 EUR im Jahr (!) für die Wohnung den größten Anteil der Betriebskosten ausmachte. Die hohe Müllgebühr wurde damit begründet, dass die Abfuhrintervalle dort häufiger sind…was man aber angesichts solcher Bilder bezweifeln mag:

Zudem ist uns im Frühjahr aufgefallen, dass im Keller nach starken Regenfällen immer wieder etwas Wasser eingedrungen ist:

Auch das deponierten wir mehrmals bei der Hausverwaltung mit der Bitte um rasche Behebung, jedoch auch hier bis zuletzt ohne Erfolg.

In Wahrheit wurde also NICHTS von unseren Anliegen, welche wir bei der Hausverwaltung vorgebracht haben, behoben bzw. umgesetzt. Und dafür kassiert man von der Hausgemeinschaft über 14.000 EUR im Jahr – leicht verdientes Geld kann man sagen.
Was mich aber angesichts dieser Tatsache noch mehr wundert, ist, dass die Menschen, die tatsächlich dort wohnen mit diesen Umständen „zufrieden“ sind. Ich denke eine ordentliche Hausverwaltung könnte hier bestimmt die hohen Betriebskosten auch optimieren, aber wenn den Bewohnern das alles egal ist und sie gerne unter diesen chaotischen Zuständen viel bezahlen, dann soll es mir auch recht sein.

Mitte Juni hatten wir dann endlich wieder ein konkretes Kaufangebot. Uns wurden 83.000 EUR geboten und der Käufer war auch an einer schnellen Abwicklung interessiert, was uns nur recht war. Wir hofften, den Deal noch im Juni unter Dach und Fach zu bringen, da wir für die Wohnung im Grundbuch eine sogenannte „Sprungeintragung“ gemacht haben. Das bedeutet, dass wir uns ab Erwerbsdatum (01.07.2019) für ein Jahr die Eintragungsgebühr in das Grundbuch erspart haben. Diese beträgt 1,1 % vom Kaufpreis und somit in unserem Fall 649 EUR, also auch nicht wenig Geld.
Der Käufer hatte bereits sein Finanzierungsangebot und auch den Notar bereits mit der Erstellung des Kaufvertrags beauftragt, sagte uns dann aber quasi in letzter Minute auch noch ab. Nach Rücksprache mit seinem Steuerberater waren die Eigentumsverhältnisse in der Anlage für seinen Rückzieher ausschlaggebend. Unsere Wohnung war zwar parifiziert, und somit alleiniges Eigentum, viele andere Wohnungen in der Anlage sind aber nur „schlichtes Eigentum“. Das bedeutet, dass eine Wohnung mehrere Eigentümer hat und die tatsächlichen Bewohner quasi nur ein Wohnrecht haben. Die Crux dabei ist, und das wusste ich bis zu diesem Zeitpunkt auch nicht, dass zB für die Sanierung der Anlage nicht nur die Mehrheit der Eigentümer zustimmen muss, sondern es muss einen EINSTIMMIGEN Beschluss dafür geben. Was bei rund 60 Wohneinheiten in der gesamten Anlage wohl eher ein schwieriges Unterfangen wird.
Dieser Umstand und das Problem, dass auch die Parkplätze Allgemeinflächen sind (er wollte die Wohnung vermieten und evtl. den Parkplatz extra dazu) waren schlussendlich der Grund für seinen Rückzieher.

Somit standen wir nach 8 Monaten Vermarktung, wieder einmal, am Anfang. Zu den über 2.000 EUR Betriebskosten in dieser Zeit kam dann Anfang Juli auch noch die bereits oben erwähnte Grundbucheintragungsgebühr in Höhe von 649 EUR.

Das Verhältnis zu meinem Projektpartner war aufgrund dieser Umstände auch schon ziemlich angespannt. Auch kam ich im Laufe dieses Projekts drauf, dass er ein ziemlich unflexibler Mensch ist, was bei solchen Vorhaben natürlich nicht gerade förderlich ist. Einen gemeinsamen Termin für die Arbeiten zu finden war oft nicht so einfach, da er entweder irgendwo eingeladen war, wo er nicht eine Stunde später hinkommen hätte können oder ähnliches. Bei den anschließenden Besichtigungsterminen gestaltete es sich ähnlich schwierig hier einen „passenden“ Termin zu finden, weshalb ich, vor allem in der Endphase, die Besichtigungen meist alleine übernommen habe. Ich denke er ist da auch erst im Laufe der Zeit drauf gekommen, dass so ein Projekt nichts für ihn ist.

Ende Juli war es aber dann doch endlich so weit. Der zu dieser Zeit von uns beauftragte Makler (ich glaube es war dann schon der Vierte) schickte mir ein Kaufanbot über 85.000 EUR, welches wir natürlich sofort annahmen, und ein paar Tage später konnten wir schon den Kaufvertrag unterschreiben. Auch hier ging es leider schlussendlich nicht ganz so reibungslos, wie wir uns das vorgestellt hatten. Die Anwältin, welche den Kaufvertrag ausgestellt hatte, war dann zwei Wochen in Urlaub, die darauf folgende Kommunikation auch eher dürftig, telefonisch war sie gar nicht erreichbar, per Mail antwortete sie auch nur sporadisch, auch die Käuferseite war darüber nicht gerade glücklich. Schlussendlich konnten wir dann aber doch am 29. August die Wohnungsübergabe machen und nach weiteren Wochen des Wartens und Urgierens haben wir diese Woche am Montag endlich das Geld erhalten.

Unterm Strich blieben uns, dank der Immobilienertragssteuer in Höhe von 30 %, pro Kopf nur etwas mehr als 800 EUR an Gewinn, jedoch hätten wir zuletzt sogar schon einen (geringen) Verlust in Kauf genommen, nur um dieses Kapitel endlich zu beenden. Eine Vermietung ist für uns aufgrund der bereits beschriebenen Zustände und der unfähigen Hausverwaltung schlussendlich auch nicht mehr in Frage gekommen. Ich wünsche den Käufern, welche die Wohnung ebenfalls vermieten möchten, aber viel Erfolg bei diesem Vorhaben.

FAZIT:

Wir haben viel gelernt und wir haben uns getraut!
Das lässt sich trotz, oder gerade wegen dieser vielen Probleme zusammengefasst sagen. Ich habe gelernt, worauf man bei der Besichtigung genau schauen sollte, ich habe gelernt Verhandlungen zu führen, ich habe gelernt wie man mit den unterschiedlichsten Problemen umgeht und ich habe auch gelernt, dass man solche Projekte nur mit Menschen umsetzen kann, die flexibel sind und mit denen man am selben Strang zieht.
Wir haben bei dieser Wohnung glaube ich so ziemlich alles erlebt, was man erleben kann, aber gerade das sind die Dinge aus denen man am meisten lernt.

Wenn du bis hierher gelesen hast, hoffe ich, dass ich dir einen umfassenden Einblick in unser Projekt geben konnte. Ich habe versucht, den ganzen Ablauf und die damit verbundenen Herausforderungen möglichst detailliert zu schildern, damit du von meinen Fehlern lernen kannst und diese vielleicht selber nicht begehst.

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