Inflationsgesichert anlegen in Nullzins-Zeiten!

Hallo liebe Geldhamster-Gemeinde !

Ja, ich war wieder einige Zeit „offline“ 😉 Hauptsächlich bedingt durch kleine Umbauarbeiten zuhause, da wir im Juni unser zweites Kind erwarten 🙂 Mir fehlten jedoch auch die Ideen für neue Beiträge, da musste ich mich in den letzten Wochen ein wenig sammeln. Mir ist aber mittlerweile wieder Einiges eingefallen, auch an meinem E-Book habe ich wieder ein wenig gearbeitet, das wird auf jeden Fall noch im ersten Halbjahr 2020 erscheinen, ich war also nicht ganz untätig 🙂 Auch habe ich mir überlegt den Blog ein wenig neu zu designen und aufzugliedern in Beiträge für komplette Anfänger im Investmentbereich und in Beiträge für etwas Fortgeschrittene. Wie ich das genau umsetze, muss ich mir jedoch noch überlegen, denn es sollte trotzdem nicht unübersichtlich werden. Heute werde ich auf jeden Fall mal mit einem Beitrag für Anfänger bzw. eher konservative Kleinanleger den Restart wagen. Ich möchte zeigen, wie man mit „relativ wenig“ Risiko (ganz ohne geht es leider nicht) trotzdem inflationsgesichert veranlagen kann.

Die Inflationsrate wird in den meisten Fällen jährlich betrachtet und ist die Teuerungsrate unterschiedlicher Konsumgüter und Dienstleistungen. Dafür wird ein virtueller Warenkorb angenommen, in welchen unterschiedliche Waren, Energie und Dienstleistungen hineinrechnen. In den letzten 10 Jahren betrug diese Teuerung in Österreich im Schnitt jährlich ca. 1,82 %. Die EZB (Europäische Zentralbank) strebt eine langfristige Inflationsrate von 2 % an. Inflation ist für unser Wirtschaftssystem auch notwendig, denn wenn Waren langfristig nicht teurer, sondern zB günstiger werden würden, würden Unternehmen und Private ihre Investitionen aufschieben, weil diese ja in Zukunft günstiger zu haben wären. Wenn das natürlich viele machen, würde die Wirtschaft jedoch ins Stocken kommen und somit auch das Wirtschaftswachstum. Es ist also durchaus gewollt, dass eine gewisse Teuerung entsteht und diese wird ja auch durch jährliche Gehaltsanpassungen zumindest teilweise abgegolten.

Soviel zur Theorie, jedoch hat die Inflation in ihrer Funktion als Geldentwertung auch unterschiedliche Auswirkungen auf unterschiedliche Zielgruppen. Kreditnehmer freuen sich, da sich die Schulden teilweise „weginflationieren“. Ein Beispiel um dies zu verdeutlichen:
Nimmt man sich heute einen Kredit über 100.000 EUR mit einer Laufzeit von 20 Jahren und einem Fixzins für diese Laufzeit iHv 1,50 %, was derzeit durchaus üblich ist, so bezahlt man (ohne Bearbeitungskosten usw.) eine monatliche Rate von 482 EUR. Verdient man heute beispielsweise 1.500 EUR, entspricht dies 32,13 % des Einkommens. Nimmt man nun eine Inflationsrate von 2 % an und bekommt (der Einfachheit halber) genau diese 2% auch jährlich gehaltsmäßig angepasst, verdient man anstatt der heutigen 1.500 EUR in 20 Jahren bereits fast 2.230 EUR. Die Rate ist bis dahin jedoch immer noch mit 482 EUR gleich, weshalb man dann nur mehr 21,61 % des Einkommens für die Kreditrate aufwenden muss!

Schlecht dran ist man hingegen in Zeiten wie diesen als Sparer. Auf dem Sparbuch bzw. für Tagesgeld bekommt man 0,01 bis 0,02 % Zinsen (also nach Abzug der Kapitalertragsteuer quasi Null), für gebundene Einlagen bzw. Festgeld über 12 Monate sind es 0,10 bis 0,20 %, also auch quasi Nichts (siehe auch https://geldhamster.at/sparzinsvergleich-oesterreich/). Die Geldentwertung schlägt aber auch bei den Sparern zu. Hat man heute 100.000 EUR und lässt diese auf einem unverzinsten Sparkonto oder Sparbuch liegen, so verliert man bei 2 % jährlicher Inflation in 20 Jahren mehr als 30 % seiner Kaufkraft!
Um das Ganze noch etwas drastischer zu verdeutlichen hier noch ein Beispiel anhand von Immobilien, welchen ja als Sachwert auch ein gewisser Inflationsschutz zugeschrieben wird. Könnte man sich heute eine Wohnung um die 100.000 EUR am Sparbuch kaufen, so würde diese bei 2 % Inflation und entsprechender Preisanpassung in 20 Jahren bereits fast 150.000 EUR kosten. Hat man dann immer noch das Sparbuch mit den 100.000 EUR und möchte dann zB für sein Kind die Wohnung kaufen, so müsste man nochmal 50.000 EUR drauflegen.
Das ist auch der Grund, warum Immobilieninvestments in den letzten Jahren so extrem boomen – man gewinnt als Sparer, da die Inflation für das eingesetzte Eigenkapital abgegolten wird und gewinnt als Kreditnehmer, da der Kredit in Relation zum Gehalt immer günstiger wird.

Man kann aber (gerade als Kleinanleger der NUR endversteuerte Lohn- oder Gehaltszahlungen erhält) auch ohne extrem viel Risiko und ohne einen extrem langen Anlagehorizont die Inflation abgelten. Dann muss man nämlich keine Einkommenssteuererklärung erstellen, sondern macht nur die klassische Arbeitnehmerveranlagung. Ist dies der Fall, dann hat man in Österreich folgenden Vorteil:

Lohnsteuerpflichtige Personen müssen gemäß §41 Abs. 1 Z1 eine Einkommensteuererklärung nur dann erstellen, wenn die nicht lohnsteuerpflichtigen Einkünfte EUR 730,– übersteigen, oder eine sonstige Bedingung vorliegt.
Somit sind Einkünfte bis EUR 730,– steuerfrei.

Hat man beispielsweise 10.000 EUR zur Verfügung und möchte diese inflationsgesichert anlegen, sollte man also (im ersten Jahr) mindestens 200 EUR nach Steuern verdienen. Hat man das Geld als Festgeld zu 0,10 % (vor Steuern) angelegt, bekommt man gerade mal 7,50 EUR und würde somit im ersten Jahr bereits 192,50 EUR an Kaufkraft verlieren. Das Stichwort für eine inflationsgesicherte und trotzdem stabile Geldanlage ist Diversifikation.

Sieht man das Sparbuch oder Festgeld als sicher an, so kann man natürlich den Großteil des Geldes auch dort liegen lassen. Das ist dann der risikolose Teil. Trotzdem braucht man, um die Inflation abzugelten und somit die Kaufkraft zu erhalten, in der heutigen Zeit auch einen Risikoteil. Dieser könnte zB aus einer Mischung aus Crowdinvesting und P2P-Krediten bestehen. Der Vorteil (für klassische Arbeitnehmer) dieser zwei Anlageformen ist der, dass der oben erwähnte Passus für steuerfreie Einkünfte bis 730 EUR zutrifft.

Aber auch hier das Ganze konkret mit einem Beispiel:

Wir wollen 10.000 EUR inflationsgesichert anlegen, also im ersten Jahr mind. 200 EUR an Rendite erhalten.
Für den risikolosen Teil nehmen wir der Einfachheit halber eine Verzinsung von 0 % an, denn viel mehr ist momentan ohnehin nicht zu erwarten. Die 200 EUR müssen also zur Gänze mit dem Risikoteil verdient werden.

Hierfür müssten wir ca. 3.000 EUR in den Risikoteil verschieben. 70 % des Geldes bleiben also weiterhin am risikolosen Sparbuch-/konto und sind somit jederzeit verfügbar.

Im Risikoteil könnten wir zB 1.500 EUR bei Bondora, einer P2P-Plattform, welche Privatkredite vergibt, anlegen. Dort gibt es die Funktion Bondora Go&Grow, wo das Geld täglich verfügbar bleibt, jedoch mit 6,75% verzinst wird (wie das genau funktioniert steht auf der Bondora-Homepage). Die 1.500 EUR sind also bei Bedarf weiterhin jederzeit verfügbar, jedoch ist trotzdem ein gewisses Risiko vorhanden. Nichtsdestotrotz sind somit 85% des Geldes ungebunden.

Die restlichen 1.500 EUR können wir auf kurzlaufende Crowdinvesting-Projekte verteilen, welche oft mit einer Laufzeit von bereits 6-12 Monaten verfügbar sind und trotzdem mit rund 7 % pro Jahr verzinst werden. Hier sollte man das Geld jedoch auch auf mehrere Projekte aufteilen und nicht alles in ein einziges Projekt stecken. Oft kann man bereits ab 100 oder 250 EUR investieren, somit lässt sich das Geld auf zumindest 5-6 Projekte aufteilen. Hier ist das Geld eine gewisse Zeit (meist 12-24 Monate) gebunden, aber man bekommt dafür im Schnitt 7 % an Zinsen.

Rechnen wir also nach, 1.500 EUR mit 6,75 % verzinst (Bondora) ergeben 101,25 EUR, 1.500 EUR zu 7 % verzinst (Crowdinvesting) ergeben 105 EUR. Das Ganze ist für den Kleinanleger steuerfrei, weshalb wir die 200 EUR-Grenze leicht überschreiten und somit trotz Inflation sogar einen kleinen Gewinn machen.

Eine zweite Möglichkeit für bereits etwas wertpapier-affinere Anleger wäre, die 3.000 EUR zB in eine Aktienanleihe zu investieren. Dies ist, wie der Name schon sagt, eine Mischform aus Aktien und Anleihen. Man bekommt also für eine Laufzeit von zB einem Jahr eine fixe Verzinsung in Höhe von 7-8 % (manchmal auch mehr), jedoch darf hier je nach Produkt eine gewisse Kursschwelle zum Ende der Laufzeit nicht unterschritten werden. Ist dies dann dennoch der Fall, bekommt man zwar die Zinsen trotzdem in Cash ausbezahlt, jedoch bekommt man anstatt dem investierten Kapital eine vorab definierte Anzahl an Aktien in sein Wertpapierdepot eingebucht. Hier sollte man also auf Aktien(anleihen) setzen, von denen man ohnehin überzeugt ist und die man auch zu diesem Kurs ohne viel Bauchweh kaufen würde 😉
Ein Nachteil bei dieser Variante ist jedoch, dass hier (in Österreich) 27,5 % an Wertpapier-KESt für die Zinsen fällig werden, weshalb hier der Steuervorteil für den Kleinanleger verloren geht. Für 3.000 EUR Investment bekommt man bei 7 % Verzinsung hier anstatt 210 EUR dann eben nur 152,25 EUR ausbezahlt und je nach Broker sind natürlich auch Kaufspesen zu berücksichtigen. Bei dieser Variante müsste man also den Risikoteil auf ca. 40 % erhöhen um die Inflation netto abzugelten.

Es gibt also auch für den „kleinen Mann“ durchaus gewisse Möglichkeiten inflationsgesichert anzulegen, sofern man ein wenig Risiko eingeht. Ganz ohne Risiko wird es aber nicht gehen, denn das größte Risiko ist es, NICHTS zu tun und nach wie vor nur auf das Sparbuch zu setzen. Denn dann ist ein jährlicher Kaufkraftverlust garantiert.

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