Aktienmarktanalyse – Achtung es wird tricky!


Hallo liebe Geldhamster-Gemeinde !

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War es das schon mit dem Ausverkauf an den Börsen? Soll ich jetzt noch schnell einsteigen oder lieber doch noch zuwarten?

Diese Fragen stellen sich viele Investoren mittlerweile, da dem scharfen Ausverkauf, welcher vor 2 Monaten in den meisten Indizes kurz nach Erreichen eines Allzeithochs begann, mittlerweile eine ordentliche Gegenbewegung folgte.
So fiel etwa der deutsche Leitindex DAX in nicht einmal 20 Handelstagen um über 40 %, der amerikanische Dow Jones kratzte im selben Zeitraum ebenso knapp an der 40%-Verlustmarke. Es war der schnellste Einbruch der Aktienindizes aller Zeiten, da quasi von heute auf morgen die Wirtschaft in vielen Ländern einfach „abgedreht“ wurde.
Ob es auch wirklich bereits der finale Ausverkauf war oder ob uns tatsächlich ein mehrmonatiger oder im schlimmsten Fall sogar mehrjähriger Bärenmarkt droht, das kann (wie immer an der Börse) keiner mit 100%iger Sicherheit sagen.

Schauen wir uns einmal die Pros (+) und Contras (-) für steigende bzw. fallende Kurse an:

+ Die Zentralbanken fluten den Markt derzeit in noch nie da gewesenem Ausmaß mit Geld um der stillstehenden Wirtschaft dringend notwendige Liquidität zur Verfügung zu stellen, denn gewisse Fixkosten bleiben ja weiterhin und trotz Kurzarbeitsmodellen müssen die Löhne bis zu einem gewissen Maß weiter bezahlt werden, wenn man Massenarbeitslosigkeit verhindern will, selbst wenn nichts Produktives im Betrieb passiert.

+ Dieses zusätzliche Geld kann dann bei einem halbwegs normalen Wiederanlauf der Wirtschaft inflationsfördernd wirken, wenn die Menschen wieder „normal“ Geld ausgeben möchten und dadurch der allgemeine Preisdruck zunimmt. Inflation lässt dann Sachwerte wie Immobilien oder eben auch Aktien ebenso im Preis steigen.

+ Die Weltwirtschaft hat zwar in den letzten zwei Jahren schon ein wenig geschwächelt, jedoch haben auch hier die Zentralbanken gleich mit Zinssenkungen reagiert, was die Märkte ja Anfang des Jahres noch auf neue Hochs steigen ließ. Eine nahende Rezession war eigentlich vor dem Virus noch kein Thema und nachdem die Corona-Krise an sich ja auch ein Ablaufdatum haben wird (vielleicht ist ja alles schneller vorbei als gedacht) könnte es sich um eine „Mini-Rezession“ von 1-2 Quartalen handeln und danach umso stärkere Zuwächse in der Wirtschaft hervorbringen.

+ Die Zinsen sind immer noch niedrig, werden in Zukunft vielleicht sogar noch weiter in den negativen Bereich gesenkt, somit gibt es für die Leute auch in naher Zukunft keinen Grund zu sparen – sie geben das Geld lieber gleich aus (sofern sie noch einen Arbeitsplatz haben und entsprechend auch Geld verdienen).

– Es handelt sich derzeit nur um eine Gegenbewegung, die wichtigsten Indizes haben von ihrem Tiefpunkt Mitte März rund 30 % zugelegt, der amerikanische Technologieindex NASDAQ 100, welcher in den letzten Jahren schon die anderen Märkte outperformt hat, steht sogar nur noch ca. 10% unter seinem vor 2 Monaten erreichten Allzeithoch.
Dennoch – die Dynamik mit der die Kurse die letzten 4 Wochen gestiegen sind, wird so nicht beibehalten werden. Es wird zumindest immer wieder Rücksetzer geben – vermutlich werden wir auch nochmal die Tiefs antesten oder sogar neue Tiefs sehen. Ein 40%-Einbruch wird nicht einfach so weggesteckt werden. Und im Normalfall ist es so: Je schneller eine solche Gegenbewegung erfolgt umso wahrscheinlicher ist ein neuerlicher Rückfall.

– Je nachdem wie lange die derzeitige Lage noch anhält (auch wenn es mittlerweile nach etwas Entspannung aussieht) werden mehr oder weniger Firmen die Krise überstehen. Schätzungen gehen von 20-25 % der Betriebe in Österreich und Deutschland aus, die schon jetzt nahe an der Pleite stehen. Sollte es nur die Hälfte davon treffen, kann dies nicht ohne Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft bleiben, hier hängen immerhin Arbeitsplätze, Kredite usw. dran.

– Stichwort Arbeitsplätze: viele Firmen werden die derzeitige Lage natürlich auch ausnutzen um vielleicht schon länger geplanten Personalabbau zu betreiben. Wenn man sich die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA anschaut, kann man es eigentlich kaum glauben. In den letzten 4 Wochen haben insgesamt 22 Millionen (!) Menschen einen solchen Antrag gestellt, somit könnte die Arbeitslosenquote mittlerweile bei 10-15 % liegen. Im Februar waren es noch 3,5 %. Selbst am Höhepunkt der Finanzkrise 2009 haben in einem 4-Wochen-Zeitraum nur rund 2,5 Mio. Menschen einen solchen Antrag gestellt. Natürlich werden bei einem Anlaufen der Wirtschaft auch die Meisten davon wieder Arbeit finden, die 3,5 % vom Februar werden aber vermutlich noch längere Zeit nicht erreicht werden…

– Der Bullenmarkt wäre heuer bereits in sein 11tes Jahr gegangen, im Schnitt dauern Bullenmärkte rund 7 Jahre. Ein Bärenmarkt ist also mittlerweile längst überfällig. Diese sind jedoch kürzer, dafür aber auch heftiger – sie dauern im Schnitt ca. 14 Monate. Je nachdem wie die Staats- und EZB-Hilfen greifen bzw. wie lange diese Situation nun wirklich dauert wird sich also weisen wohin die Richtung geht. Auch ein etwas „ruhigerer“ Sommer und ein Wiederaufflammen in der kälteren Jahreszeit, wie es für Grippeviren üblich ist, mit ähnlichen Maßnahmen könnte ein Thema sein.

– Die ohnehin bereits überbordenden Staatsschulden werden durch diese Garantien und Hilfsgelder wohl nochmal einen ordentlichen Schub verliehen bekommen. Ein neues Aufflammen der Schuldenkrise in den nächsten Monaten ist also nicht ausgeschlossen. Abgesehen davon, dass viele Staaten ihre Schulden wohl ohnehin nie bedienen werden können…

FAZIT:

Ich persönlich gehe davon aus, dass die Märkte nochmal nach unten abdrehen werden bzw. wir die Höchststände heuer nicht mehr erreichen werden. Aber vielleicht belehren uns FED, EZB & Co. ja eines Besseren, nachdem diese ja mittlerweile auch zu Großkäufern von Aktien bis zu Ramsch-Anleihen geworden sind.
Never fight the FED lautet eine bekannte Börsenweisheit 😉
Es gibt jedoch immer noch günstige Schnäppchen bzw. wird es wahrscheinlich noch ein paar Tage geben an denen man Qualitätsaktien (oder auch breit gestreute ETFs) zu günstigen Preisen einsammeln kann.
Ich bin jedenfalls schon gespannt ob wir nochmal günstig kaufen können oder ob wir durch den weltweiten kurzfristigen Lockdown tatsächlich den kürzesten Bärenmarkt der Geschichte erlebt haben 🙂
Ach ja und eine Börsenweisheit gibt es ja noch die demnächst den Bären in die Hände spielen könnte – Sell in may and go away…

Habt ihr in den letzten Wochen schon ein paar Aktienschnäppchen gemacht oder euren ETF-Bestand erhöht?

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3 Comments

  • Hallo Geldhamster,

    weltweit sind die Geschäfte nach wie vor weitestgehend zu (sinkende Umsätze), aber die Fixkosten sind konstant, bedeutet Gewinnrückgang.

    Das wird die überwiegende Mehrheit aller Unternehmen betreffen.

    Momentan erholt sich die Börse vom Crash im April, weil Hoffnungen auf einen Impfstoff überwiegen und wegen niedriger Zinsen (Anlagenotstand).

    Die Ergebnisse der Unternehmen (Aktien) werden im jetzigen Quartal einigermaßen katastrophal sein.

    Im Laufe des Jahres wird es sich wieder positiver entwickeln, aber nur langsam.

    Wie die Börse auf die unvermeidlich schlechten Ergebnisse für 2020 reagiert, ist unklar.

    Ich erwarte einen weiteren erheblichen Börencrash.

    Aber es wäre auch nicht das erste Mal, dass ich bei der Einschätzung der zukünftigen Börsenentwicklung falsch liege.

    …abwarten …

    Schöne Grüße

    Uwe

    • Hallo Uwe!

      Teile deine Meinung zu 100 %, was momentan an der Börse abläuft, kann nur verzweifelte Hoffnung sein wenn man sich die Realität hernimmt wo sehr viele Unternehmen die derzeitige Krise vermutlich gar nicht überleben werden, Staatshilfen für Unternehmen auch nur sehr zäh und langwierig gewährt werden (zumindest bei uns in Österreich). Ich denke die Arbeitslosigkeit wird auch in den nächsten Monaten und Jahren sehr hoch bleiben, von den Staatsverschuldungen gar nicht zu sprechen…
      wenn man sich den Chart vom Crash 1929 ansieht, sind tatsächlich sehr viele Parallelen zu erkennen, Ende 1929 ein schneller Absturz im Dow Jones von rund 350 Punkten auf 200 Punkte, dann eine mehrwöchige/mehrmonatige Erholung bis auf 300 Punkte und erst dann kam der große Crash bis auf unter 50 Punkte im Jahr 1932…hoffentlich wird es nicht so weit kommen, Glaskugel hat aber keiner von uns 🙂
      Beste Grüße, Markus

      • Hallo Markus,
        stimme dir zu. Allerdings ist 1929 mit 2020 nicht vergleichbar. 1929-1932 haben die Notenbanken die Zinsen angehoben und die Staaten gespart. Das führte erst ab 1930 zum Desaster. Jetzt fluten die Notenbanken das „System“ und die Staaten geben massiv Geld aus. Das macht mich optimistisch – zumindest zu einem gewissen Grad – das sich 1929 generell nicht so schnell wiederholt. Das Geldfluten kann auch nicht ewig andauern.
        Aber jede Krise ist eben anders .. abwarten ..
        Schöne Grüße
        Uwe

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