Heute ist Steuerzahlergedenktag in Deutschland!

Hallo liebe Geldhamster-Gemeinde !

Heute, am 09.07.2020, wird in Deutschland vom Bund der Steuerzahler der so genannte Steuerzahlergedenktag ausgerufen. Dies bedeutet, ab dem heutigen Tag arbeitet der/die durchschnittliche Deutsche endlich für SEIN Geld. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass er/sie 190 von 365 Tagen im Jahr nur für seine Steuern, also für den Staat arbeitet!
Bei uns in Österreich ist es sogar noch ein wenig länger, im langjährigen Durchschnitt erreichen wir unseren „Tax Freedom Day“ erst 2-3 Wochen später, also Ende Juli/Anfang August.

Wie sich das im tagtäglichen Leben auswirkt, möchte ich an einem kleinen Beispiel demonstrieren:

Der durchschnittliche österreichische Arbeitnehmer verdient rund 2.500 EUR brutto im Monat (14 mal, also eigentlich 2.916,67 EUR) . Dieser Betrag ist aber als Brutto-Lohn, den der Arbeitnehmer auf seinem Lohn- bzw. Gehaltszettel stehen hat, zu sehen.
Dem Arbeitgeber kostet er aber nicht 2.916,67 EUR, sondern 3.790,75 EUR im Monat, denn alleine 874 EUR muss der Arbeitgeber an diversen Abgaben (Sozialversicherung, Kommunalsteuer, betriebl. Vorsorge usw.) monatlich leisten.

Wir haben also 3.790,75 EUR die ein Unternehmer monatlich verdienen muss, um den Arbeitnehmer zu bezahlen.
Von diesen 3.790,75 EUR bleiben dem Arbeitnehmer jedoch netto nur 2.076,36 EUR übrig, denn auch er hat natürlich Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge zu entrichten.

Wir sehen also, von den 3.790,75 EUR werden einmal 1.714,39 EUR an den Staat abgeführt, was bereits gut 45 % ausmacht.

Nun hat der Arbeitnehmer die oben erwähnten 2.076,36 EUR zur Verfügung.
Sagen wir er ist Single und hat eine kleine Mietwohnung, für die er monatlich 500 EUR bezahlt (der Einfachheit halber inkl. Betriebskosten). Von diesen 500 EUR darf der Vermieter auch 45,45 EUR (10% USt) an den Staat abführen.

Der Arbeitnehmer hat nun also nur mehr 1.576,36 EUR zur Verfügung, die Steuerabgaben erhöhen sich auf 1.759,84 EUR.

Nun muss unser Arbeitnehmer aber auch ein wenig leben, rechnen wir für den Kauf von Lebensmitteln/Drogerieartikeln/Getränken/Freizeit etc. zB 600 EUR, so fallen hier auch je nach Steuersatz (meist 10 bzw. 20 %) zwischen 55 und 100 EUR an MWSt. an. Sagen wir es sind im Schnitt 80 EUR an Steuern, so erhöhen sich die Abgaben auf 1.839,84 EUR, unser Arbeitnehmer hat nur mehr 976,36 EUR zur Verfügung.

Nun hat er vielleicht auch noch ein Auto und muss dieses im Monat zweimal tanken. Gottseidank sind die Spritpreise momentan recht niedrig und wir gehen von 1,10 EUR pro Liter (Diesel) aus, der Tankinhalt beträgt 60 Liter, womit wir bei zweimaligem Volltanken auf 132 EUR kommen. Da bei Treibstoffen zusätzlich zur Mehrwertsteuer noch die Mineralölsteuer aufgeschlagen wird, kommt man hier leicht auf rund 50% des Gesamtpreises, womit 66 EUR auch hier an den Fiskus gehen.

Die Abgaben sind nun also auf 1.905,84 EUR angewachsen, unser Arbeitnehmer hat nur mehr 844,36 EUR am Konto.

Da er aber ein braver Sparer ist, legt er sich davon 300 EUR auf sein Sparbuch/Sparkonto und weitere 300 EUR investiert er in Wertpapiere (zB Aktien- oder ETF-Sparpläne). Zwar in der momentanen Phase unrealistisch, aber sagen wir mal er hat noch ein altes Sparprodukt auf dem er 1 % Zinsen pro Jahr bekommt, so darf er von den Zinsen (die betragen dann in einem Jahr 19,50 EUR) auch noch 25 % Kapitalertragssteuer am Jahresende zahlen, womit er hier ebenfalls 4,88 EUR am Jahresende an Steuer abgeben darf. Macht zwar auf das Monat gerechnet nur 0,41 EUR aus – aber für die mickrigen Zinsen, welche ohnehin von der Inflation mehr als aufgefressen werden, darf man trotzdem nochmal ein Viertel an den Staat abdrücken.

Die ETF-Sparpläne laufen besser, hier konnte er in diesem Jahr sogar 10 % Gewinn machen, welcher ebenfalls am Jahresende von ihm realisiert wird, von diesen 195 EUR an Zinsen darf er jedoch sogar 27,5 % Wertpapier-KESt bezahlen. Macht also 53,63 EUR für das Jahr oder 4,47 EUR pro Monat.

Das alles sind natürlich noch recht kleine Beträge, aber je mehr Vermögen man sich aufbaut (aus dem bereits versteuerten Geld!), umso mehr schlagen dann eben auch die jeweiligen Kapitalertragssteuern zu Buche!

Um jetzt nicht den Überblick zu verlieren und das Ganze zu einem Ende zu bringen:

Der Arbeitnehmer hat nach Sparen und Investieren noch 244,36 EUR übrig (welches er natürlich ebenfalls „gut versteuert“ ausgeben kann, zB sind noch keine Versicherungen, oder ein Autokauf, wo auch zusätzlich zur MWSt noch die NoVA an das Finanzamt geht, oder sonstige Ausgaben eingerechnet). Er erhält aber aus seinen Investments auch, auf das Monat herunter gerechnet, Zinsen/Dividenden/Kursgewinne in Höhe von netto 13 EUR, hat somit 257,36 EUR. Die Abgabenlast hat sich in der Zwischenzeit auf 1.910,72 EUR erhöht.

Zusammengefasst:

Von ursprünglich 3.808,63 EUR im Monat (das sind die ursprünglichen vom Arbeitgeber bezahlten 3.790,75 EUR + der Zinseszins aus den monatlichen Sparraten) gehen

  • 857,36 EUR an den Arbeitnehmer (inkl. der 600 EUR Sparraten + 13 EUR Zinsen)
  • 1.040,55 EUR in die Wirtschaft (Vermieter, Einkauf, Tanken)
  • und stolze 1.910,72 EUR und somit ziemlich genau 50 % an den Staat.

Das ist meiner Meinung nach schon sehr beachtlich und so wird einem erst bewusst, wie man mit seiner täglichen Arbeit und Routine das „System Staat“ unterstützt. Und über jede Gehaltserhöhung freut sich der Staat in Wahrheit mehr als man selbst, denn dessen Einnahmen steigen dann meist überproportional…

Natürlich hat dieses „System Staat“ auch sehr wichtige Aufgaben, wie etwa das Gesundheitssystem, Infrastruktur, Bildungswesen, Sozialwesen etc. zu erhalten. Dennoch würde eine Entlastung alleine aus Sicht der privaten Vorsorge sicherlich gut tun, was jedoch gerade in Zeiten wie diesen, wo die staatlichen Hilfspakete in Milliardenhöhe irgendwie bezahlt werden müssen, eher unwahrscheinlich ist…

Doch wie kann man nun seine persönliche Steuerlast auf legale Art und Weise reduzieren?

Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, wenn man zB schon in einer höheren Steuerklasse unterwegs ist und man nebenbei möglichst steuerschonend Vermögen aufbauen möchte, wäre zB die Gründung einer vermögensverwaltenden Gesellschaft oder Stiftung überlegenswert, in der man dann die Vermögenswerte „lagert“.
Bei einer GmbH zB liegt der Steuersatz derzeit bei 25 % und soll in Zukunft sogar noch gesenkt werden, was zB bei Beteiligungen oder anderen einkommenssteuerpflichtigen Einnahmequellen (bei denen teilweise bis zu 55 % fällig werden) schon eine ordentliche Ersparnis bedeutet. Aber auch andere Steuern wie zB die Wertpapier KESt mit 27,5 % oder die Immobilien-Ertragssteuer mit 30 % (leider gibt es ja weder dort noch da mehr eine Spekulationsfrist) können dadurch deutlich reduziert werden.
Am besten dazu aber einen guten Steuerberater konsultieren, der jeweils die verschiedenen Möglichkeiten auslotet.

Ansonsten nutzt die Möglichkeiten der Freibeträge und Abschreibungsmöglichkeiten die euch die Arbeitnehmerveranlagung bzw. der Steuerausgleich bietet, verschenkt nichts, denn der Staat schenkt euch , wie man oben sieht, auch nichts 🙂

Habt ihr sonst noch Steuer-Spartipps? Dann gerne her damit in den Kommentaren, man lernt nie aus!

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