Kommt jetzt die Technologieblase 2.0 ?

Hallo liebe Geldhamster-Gemeinde !

Jene die schon länger an den Finanzmärkten aktiv sind, können sich sicher noch erinnern. Ende der 90er Jahre war der richtige Beginn des Internets und viele Glücksritter machten sich damals an diese neue Technologie heran, auch in finanzieller Hinsicht.
Alle Aktien die irgendwie mit dem Internet zu tun hatten wurden wahllos gekauft, obwohl viele Unternehmen davon noch sehr lange keinen Gewinn machten bzw. teilweise heute gar nicht mehr existieren.

Aber so ist das nun mal in einer Herdenbewegung und wenn das schnelle Geld lockt 🙂 Wer damals zB in Deutschland nicht die Volksaktie der deutschen Telekom besessen hat, war einfach ein Verlierer, denn damit kann man ja nur gewinnen – so die Devise zur Jahrtausendwende.

Was auch der Grund war, warum die Aktie innerhalb von nur zwei Jahren von unter 20 EUR auf über 100 EUR gestiegen ist, sich also verfünffachte. Aber im März 2000 begann dann das böse Erwachen, denn der Kurs fiel und fiel und fiel – und weitere zwei Jahre später war er nicht einmal mehr 10 % vom einstigen Höchststand wert. Er konnte sich auch seither nicht einmal mehr auf über 20 EUR erholen, was zeigt, welche gewaltige Blase sich hier aufgebaut hat…

Doch nicht nur in Deutschland, auch und vor allem in den vom Aktienmarkt geprägten USA spielte sich Ähnliches ab.
Bereits ab 1991 ging es für Technologieindizes wie den NASDAQ 100 eigentlich nur mehr bergauf. Von Anfang 1991 bei 200 Punkten bis Ende 1995 konnte sich der Index fast verdreifachen.
Doch das war erst der Start zur „richtigen“ Rallye. Denn von Ende 1995 bis Anfang 2000 konnte dieser noch einmal um fast 700 % zulegen, was einer knappen 10-Jahresperformance (1991-2000) von über 2.250 % entspricht! Doch auch hier folgte dann klarerweise ein ordentlicher Absturz einiger Highflyer, denn Ende 2002 stand der gesamte Index fast 80 % tiefer.
Im Gegensatz zur Telekom-Aktie konnte jedoch der NASDAQ 100 sein im Jahr 2000 erreichtes Allzeithoch von 4.704,73 Punkten spät aber doch, rund 15 Jahre danach, wieder erreichen und steht mittlerweile sogar schon mehr als doppelt so hoch. Was auch wieder die Vorteile der Diversifikation bzw. des Indexinvestments zB über ETFs anstatt der Einzelaktienauswahl aufzeigt.

Dennoch und gerade aufgrund dieses beschleunigten Anstiegs in den letzten Jahren und Wochen (seit dem Corona-Tief im März dieses Jahres konnte der Index bereits wieder um mehr als 50 % zulegen!) fragen sich viele (mich eingeschlossen) ob es sich hier nicht schon wieder um eine maßlose Übertreibung handelt?
Wie so oft an der Börse gibt es aber auch hier keine eindeutige Antwort. Die Optimisten glauben, dass die Corona-Krise die kommende Digitalisierung noch einmal beschleunigt und setzen daher verstärkt auf diese Tech-Aktien. Die Pessimisten sagen, der Anstieg ist mittlerweile nicht mehr vertretbar, denn auch heute gibt es nach wie vor sehr viele Tech-Firmen die zwar von Jahr zu Jahr stark wachsen, jedoch gerade aufgrund dessen noch lange kein oder nur sehr wenig Geld verdienen.

Ich habe mir die Rallye der letzten Jahre zuerst aus charttechnischer Sicht ein wenig genauer angeschaut.

Wenn man sich diesen Chart ansieht, so merkt man gerade ab 2016 eine beschleunigte Aufwärtsbewegung, die viele bereits als Blase interpretieren.

Skaliert man den Chart jedoch ein wenig, so ist die Bewegung gar nicht mehr als SO stark einzustufen, die Rally, welche 2009 begonnen hat läuft seit über 10 Jahren stetig und kontinuierlich bergauf:

Auch in prozentuellen Zahlen ausgedrückt ist der derzeitige Anstieg noch nicht mit der damaligen Blase zu vergleichen. Ging es, wie bereits oben erwähnt damals in 9 Jahren um 2.250 % bergauf, so waren in den 11 Jahren der aktuellen Rallye gerade einmal 900 % Kursanstieg zu verzeichnen. Noch immer ein ordentlicher Anstieg, keine Frage, jedoch vom damaligen Rekordwert noch weit entfernt.

Nun habe ich mir die Frage gestellt, wenn wir zu einer ähnlichen Tech-Übertreibung von 2000 kommen sollten und der Kursanstieg über 2000 % ausmachen würde, wieviel Platz wäre dann noch bzw. wo befinden wir uns momentan? Hier der Chart von damals:

Die 900 % Kursanstieg seit 1991, also ein Wert von rund 2000 Punkten wurden im NASDAQ 100 Anfang 1999, also rund 8 Jahre später erreicht . Danach lief der Kurs bei rund 2000 Punkten ein paar Wochen seitwärts, ehe die finale Rallye startete, die den Kurs noch einmal mehr als verdoppelte.

Wenn wir das mit der Situation von heute ungefähr vergleichen, könnten wir, charttechnisch gesehen, ungefähr auf diesem Niveau der damals 2000 Punkte stehen. Vor Corona eine konstante Rallye, nun ein Anstieg darüber hinaus, dann könnte es ein paar Wochen/Monate seitwärts tendieren, ehe die schlussendliche „Blasen-Rallye“ erfolgt und die Kurse sich noch einmal verdoppeln könnten. Charttechnisch wäre für die Übertreibung, so sie denn wieder solche Ausmaße annehmen sollte, also sogar noch Platz bis 20.000 oder sogar 25.000 Punkte!

Natürlich gibt es einzelne Aktien, und hier vor allem auch Big Player, die schon sehr weit gelaufen sind und erst entsprechende Gewinne liefern müssen um die Erwartungen der Anleger zu befriedigen. Als Beispiel sei hier zB der Elektroauto-Hersteller Tesla genannt, dessen Kurs seit Jahrsanfang, bzw nach einem kurzen Corona-Crash um 350 % gestiegen ist. Hier sieht man im Chart derzeit auf jeden Fall ein maßlose Übertreibung, welche über kurz oder lang auf jeden Fall wieder ein wenig abgebaut wird:

Fundamental gesehen:
Experten der französischen Investmentbank Natixis haben erst kürzlich das KGV, also das Kurs-Gewinn-Verhältnis, der NASDAQ 100 Firmen untersucht:
https://www.fxstreet.de.com/news/nasdaq-100-die-bewertungen-von-amazon-und-facebook-sind-absurd-hoch-natixis-202007091841
Kernaussage: Die 3 großen Unternehmen Google, Apple und Microsoft haben KGVs von 30 bis 35, Facebook und Amazon jedoch sogar Werte von 130 bis 250, was schon wirklich sehr extrem ist!
Ohne diese 5 Big Player liegt das KGV des NASDAQ 100 bei rund 22, was zwar recht hoch, für Tech-Firmen jedoch durchaus vertretbar ist. Zum Vergleich auch hier, vor Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 waren hier Durchschnittswerte von 150-200 keine Seltenheit. Das voraussichtliche KGV von Tesla liegt übrigens auch momentan sogar in den Tausender-Bereichen…

Dennoch, gerade wenn die „Großen“ zu bröckeln beginnen sollten, wird es wohl auch die Kleinen mitreißen. Dann gibt es aber vielleicht wieder gute langfristige Kaufchancen.

FAZIT: Wann die von vielen ersehnte Korrektur kommt, kann wie immer keiner vorhersagen. Es gibt Argumente für beide Richtungen, wobei man für die Käuferseite meiner Meinung nach aber eher auf ein paar Rücksetzer warten sollte. Es stehen aber zumindest noch nicht alle Ampeln auf rot, weshalb die Rallye durchaus noch ein wenig weiter laufen könnte.

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