Hallo liebe Geldhamster-Gemeinde !
Rammstein hatte mit dem 2004 veröffentlichten Song „Amerika“ nicht unrecht, denn tatsächlich bestimmt Amerika bzw. der USD unser tägliches Leben in gewisser Weise. Apple, Facebook, Amazon und noch viele andere Unternehmen stammen aus den USA.
Das kann uns zwar grundsätzlich egal sein, wenn wir aber zB Aktien dieser oder anderer US-Firmen (oder auch USD-notierte Fonds) kaufen möchten, hat der USD-Kurs sehr wohl Auswirkung darauf.
Ein praktisches Beispiel dazu:
Wer vor ziemlich genau 6 Jahren Amazon-Aktien kaufte, musste dafür damals 215 USD pro Aktie bezahlen.
Heute steht Amazon bei knapp 990 USD. Ein Anstieg von gut 360 % in 6 Jahren – wahrhaftig keine schlechte Investition.
Schauen wir uns aber gleichzeitig den EUR/USD-Kurs an. Dieser stand vor 6 Jahren bei ca. 1,44, heute stehen wir bei ca. 1,19, das bedeutet:
Für einen EUR bekam man vor 6 Jahren 1,44 USD, heute bekommt man für denselben EUR nur mehr 1,19 USD.
Nehmen wir also an wir hätten uns vor 6 Jahren 20 Amazon-Aktien in unser Wertpapierdepot gelegt, so hätten wir dafür knapp 3.000 EUR bezahlt (4.300 USD zu 1,44). Heute wären diese 20 Aktien aber schon etwas mehr als 16.600 EUR wert (19.800 USD zu 1,19). Man hätte also hier zusätzlich einen Währungsgewinn gemacht und anstatt der obigen 360 % auf EUR-Basis ganze 455 % Gewinn und somit einiges mehr als ein US-Anleger gemacht!
Umgekehrt verhält es sich natürlich genauso. Hätte man Anfang des heurigen Jahres die Amazon-Aktie gekauft, so hätte man dafür rund 760 USD auf den Tisch legen müssen (rund 29 % Kursgewinn seit Jahresbeginn). Der EUR/USD-Kurs stand Anfang Jänner jedoch bei nur rund 1,05. Heute stehen wir wie gesagt bei ca. 1,19. Man hätte also für die Amazon-Aktie damals ca. 724 EUR zahlen müssen. Heute ist diese in EUR ca. 824 wert. Somit ergibt sich bei der Aktie aus der Sicht eines EUR-Anlegers seit Jahresbeginn ein Gewinn von „nur“ knapp 14 %, also weniger als die Hälfte als aus USD-Sicht!
Aber nicht nur als Anleger, auch im alltäglichen Leben trifft uns der USD-Kurs auf die eine oder andere Weise. So wird zB Rohöl, also die Grundlage für unseren Diesel oder Benzin am Weltmarkt in USD abgerechnet.
Auch hier ein praktisches Beispiel:
Vor 6 Jahren war der (für europäische Verbraucher relevante) Brent-Ölpreis bei ca. 115 USD, heute stehen wir bei ca. 55 USD. Somit ergibt sich hier ein Minus von ca. 52 %. Der Ölpreis wird in Barrel gemessen, ein Barrel sind ca. 159 Liter. Ein Liter Superbenzin kostete 2011 in Deutschland ca. 1,54 EUR. (Quelle:https://benzinpreis.de/statistik.phtmlo=7&display=superbenzin2011)
Für Österreich habe ich leider keine Daten gefunden, es dürfte aber annähernd gleich gewesen sein. Heute kostet ein Liter Superbenzin ca. 1,40 EUR. Das Minus beträgt hier also nur knapp 10 % zum Vergleich von 2011 ! Natürlich sind hier auch andere Kosten enthalten (Raffineriekosten, Steuern, sonstige Produktionskosten…), jedoch sieht man, dass auch hier der USD-Kurs einen deutlichen Einfluss hat, da Rohöl eben in USD abgerechnet wird und der EUR seither zum USD ebenfalls ca. 17 % verloren hat!
Das ist auch (neben Steuern usw.) mit ein Grund, warum man Ende 2008 bei einem Rohölpreis von unter 40 USD und einem EUR/USD-Kurs von ca. 1,40 deutlich niedrigere Spritpreise gesehen hat, als Anfang 2016, wo der Rohölpreis sogar unter 30 USD fiel, gleichzeitig aber auch der EUR/USD-Kurs auf 1,08 abgestürzt war! Ein Barrel kostete also bei 40 USD 2008 umgerechnet nur rund 28,60 EUR, 2016 bei 30 USD jedoch auch nur knapp 28 EUR, also annähernd dasselbe, obwohl es 10 USD Unterschied im Preis gab!
Natürlich ist es auch bei Reisen interessant, wo gerade der jeweilige Währungskurs steht. Bei 1,40 oder 1,50 USD pro EUR kann man natürlich in den USA (oder vielen anderen Ländern die USD akzeptieren) um einiges günstiger shoppen, essen usw. als bei einem EUR/USD-Kurs von 1,05 und darunter, wie es noch Anfang 2017 der Fall war. Schließlich kostet die Jeans oder das Kleid dann einen Euro-Verdiener um zumindest 25% weniger! Es zahlt sich also aus, seinen USA-Urlaub bei einem günstigen Wechselkurs zu buchen oder zumindest ein paar Dollar dafür zu kaufen, wenn der Kurs gerade einen Höhenflug hinlegt, auch wenn man erst in Zukunft irgendwann einen Urlaub plant.
Wie entstehen aber die Wechselkurse überhaupt?
Hier kommen neben einigen Wirtschaftsfaktoren (läuft die Wirtschaft gut, ist auch die Währung normalerweise „stark“) die einzelnen Zentralbanken ins Spiel. Sie bestimmen mit Zinserhöhungen oder Zinssenkungen (je nachdem wie sich Wirtschaft, Arbeitslosigkeit etc. in der jeweiligen Währungsunion entwickeln) wohin das Kapital der Großanleger fließt.
Seit 2011 beispielsweise wurden aus den USA immer bessere Arbeitsmarktdaten gemeldet, die Wirtschaft lief nach der Finanzkrise wieder besser und die (offizielle) Arbeitslosenquote sank vom Hoch bei über 10 % bis auf mittlerweile unter 5 %. Gleichzeitig merkte man (da es in Europa noch viele Probleme gab), dass der EUR/USD-Kurs von 1,50 (mit kurzer Zwischenerholung 2014) bis zum Jänner 2017 auf nahezu Parität, also 1:1, abgestürzt ist. Dazu kam dann noch die Erwartung auf steigende Leitzinsen in den USA (an der Börse und am Geldmarkt wird ja immer die Zukunft gehandelt), wodurch sich die Abwärtsbewegung ab Mitte 2014 noch einmal beschleunigte, ehe 2015 tatsächlich erstmals seit der Finanzkrise die Zinsen in Amerika erhöht wurden. Und natürlich legt man sein Geld lieber zu beispielsweise 0,25 % in USD an, als in Europa derzeit sogar Negativzinsen, also Strafzinsen auf Guthaben, zu zahlen.
Derzeit „spielt“ man an den Märkten wieder auf eine zukünftige Leitzinsanhebung im Euro-Raum, weshalb seit dem Tief Anfang des Jahres der EUR-Kurs wieder gegenüber nahezu allen Währungen zulegt.
Letztendlich bleibt uns „Kleinen“ nichts anderes übrig, als die Währungsentwicklung einfach hinzunehmen, jedoch ist es durchaus interessant zu wissen, wie diese Währungsschwankungen überhaupt entstehen und vielleicht kann man ja da und dort einmal davon profitieren. Denn das neue IPhone soll ja auch schon 1.300 USD kosten, das würde man dann derzeit um knapp 1.100 EUR bekommen, anstatt 1.240 EUR noch Anfang des Jahres – wobei beide Summen für ein Telefon meiner Meinung nach einfach nur hirnrissig sind…
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